DBIS realisiert mobile IT-Unterstützung für Psychologie-Studie in Afrika

Universität Ulm

Im Rahmen einer Kooperation mit Psychologen der Universität Konstanz geht DBIS neue Wege und entwickelt eine mobile Anwendung für das iPad zur Durchführung einer psychologischen Studie in Burundi, Afrika.

Gefördert von der Opens external link in new windowVolkswagenStiftung, führten die Wissenschaftler um Opens external link in new windowDr. Roland Weierstall, Opens external link in new windowAnselm Crombach, Opens external link in new windowCorina Nandi und Opens external link in new windowProf. Dr. Thomas Elbert von der Universität Konstanz eine neuartige Studie zu Traumafolge-Erkrankungen bei Soldaten nach Militäreinsätzen durch. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung und Erforschung neuer Präventions- und Therapiestrategien zur erfolgreichen Reintegration von Soldaten mit schweren traumatischen Kriegserlebnissen. Die Umsetzung der Studie umfasste bislang die Durchführung von rund 1000 Interviews und 60 präventiven Interventionen mit afrikanischen Soldaten und ehemaligen Kombattanten.

Durchführung eines Interviews durch einen Local mithilfe der DBIS iPad AppKonstanzer Forscherteam vor Ort in Afrika

Bisher werden die Datenerhebungen in solchen und ähnlichen Feldstudien überwiegend in Papierform durchgeführt. Konkret müssen dazu die Interviewergebnisse auf Papier dokumentiert werden, um später in EDV-Systeme übertragen werden zu können. Am PC werten die Forscher dann die Ergebnisse mittels Datenauswertungsprogrammen (z.B. SPSS) aus, um Zusammenhänge erkennen zu können, die wiederum dazu dienen, entsprechende Therapien zu entwickeln und evaluieren. Da das Übertragen der Interviewergebnisse sehr zeitaufwendig und fehleranfällig ist, wäre eine IT-gestützte Erhebung ohne Medienbruch enorm hilfreich. Ein Ansatzpunkt, um eine Medienbruchfreie Kette vom Interview bis zum PC zu ermöglichen, ist der Einsatz mobiler Technologie.

Aufgrund der Rahmenbedingungen dieser Studie - Durchführung in Militärcamps in Afrika außerhalb der Städte bei kaum vorhandener Infrastruktur und besonderer Sensibilität der Daten – ist eine Unterstützung mit mobiler Assistenz jedoch nicht gerade einfach. Es muss z. B. Beispiel sichergestellt werden, dass bei Verlust der Daten, diese nicht eingesehen werden können; auch das tagelange Fehlen von Strom und instabile Internetverbindungen müssen einkalkuliert werden.

Da die Opens external link in new windowArbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Elbert bereits in anderen Projekten mit der DBIS kooperiert und dabei den Einsatz mobiler Technologie in psychologischen Studien erforscht, kam für die Afrika-Studie eine weitere Zusammenarbeit zustande. Hierbei konnten die gemeinsamen und bereits erarbeiteten interdisziplinären Erfahrungen sehr gut eingebracht werden. Im Rahmen des Projekts entwickelte das Opens internal link in current windowDBIS Forscherteam um Opens internal link in current windowDipl.-Inf. Rüdiger Pryss, Dipl.-Inf. Martin Liebrecht und Opens internal link in current windowProf. Dr. Manfred Reichert innerhalb eines Monats eine mobile Anwendung für das iPad, um die Studie vollständig IT-gestützt durchzuführen. Herausfordernd war neben der kurzen Entwicklungszeit, die geforderten Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten (d.h. entsprechende Verschlüsselungsalgorithmen einzusetzen) und die Anwendung so zu konzipieren, dass die Psychologen vor Ort, möglichst ohne große Einarbeitung, die Anwendung bedienen konnten. Eine geforderte Funktion in diesem Kontext war etwa, dass die Forscher aus Konstanz eigenständig die Interviewbögen auf dem iPad in anderen Sprachen anlegen und diese von ihrem lokalen Computer auf die iPads überspielen konnten. Dies war notwendig, da Interviews teilweise in Englisch und teilweise in Französisch geführt wurden. Als besondere Variante war eine Französisch-Kirundi-Variante gefragt, da lokale Interviewer auf Kirundi befragten, aber parallel dazu die französische Variante sehen mussten, da Kirundi sehr wortarm ist und somit Fragen eventuell nicht exakt formuliert werden würden.

Die im Projekt entwickelte iPad-Anwendung wurde schließlich auf 16 iPads übertragen, mit denen die Psychologen ihre Studie in Afrika antraten. Während des Verlaufs der Studie waren nur wenige Nachkorrekturen notwendig, die allesamt in Skype-Meetings lösbar waren. So konnten alle 1000 Interviews iPad-gestützt durchgeführt werden und das fehleranfällige und manuelle Übertragen der Daten entfiel komplett für die Forscher aus Konstanz. Die Rückmeldung der Konstanzer Wissenschaftler war durchweg positiv. Vor allem die hohe Stabilität, wie auch die immense Zeitersparnis, bei garantiert fehlerfreier Datenregistrierung, wurden als besondere Pluspunkte hervorgehoben, so dass in diesem Projekt auch für die zukünftige Durchführung von mindestens weiteren 1000 Interviews auf diese Technologie gesetzt wird.

DBIS freut sich über die sehr gelungene und fruchtbare Zusammenarbeit und wird zukünftig intensiv in Richtung einer prozessorientierten Unterstützung psychologischer Studien wirken.