SoftProc – Entwicklung von Verfahren zur retrograden Prozessanalyse aus einer laufenden Applikation heraus

Projektbeschreibung

Software-Entwicklung und -Modernisierung scheitern, verzögern sich und verschlingen Unsummen an Geld. Ein Hauptgrund dafür ist die mangelhafte Beherrschbarkeit, die meist auf fehlende Dokumentation der implementierten Software zurückgeht. Denn nur wer die jeweilige Software versteht und durchdringt, kann auch sinnvoll mit ihr arbeiten. Gut dokumentierte Software spart enorme Kosten, vermeidet Fehler und erlaubt einen leichten Einstieg für neue Kollegen oder Entwicklungspartner. In der Praxis werden dagegen Software-Anwendungen oder die ihnen zugrundliegenden Anforderungen meist unter Zeitdruck entwickelt, gespart wird an der Dokumentation. Sobald die Software-Anwendungen angepasst, erweitert oder modernisiert werden müssen, hilft diese spärliche Dokumentation und fehlende Kenntnis der von der Software unterstützen Arbeitsprozesse nicht mehr weiter, sie erzeugt eher weitere Irritationen. In der Konsequenz explodieren die Kosten und Zeiten für die Wartung der Software.
Im SoftProc-Projekt entwickeln das Institut für Datenbanken und Informationssysteme (DBIS) der Universität Ulm und die PITSS GmbH einen Ansatz, der eine Software-Anwendung mit allem was sie ausmacht, vom Programm-Code über das Datenbank-Schema bis hin zu den von ihr unterstützten Prozessen, systematisch analysiert und zu einem für jedermann verständlichen Bild zusammenfügt – eine Art Echtzeit-Dokumentation, die sich mit den aktuellsten Programmständen und mit Produktivdaten aus den laufenden Anwendungen speist. Dieses neue Wissen macht Entscheidungen wieder möglich und Implementierungen einfach und zuverlässig.

Entwickelt werden softwaregestützte Verfahren, die Anwender bei der Abarbeitung eines
Prozesses mit der Software „beobachten“ und diese Informationen feingranular in einen Eventstream bzw. ein Event Log schreiben. Mit der resultierenden Online-Prozessanalyse werden aus einer laufenden Applikation dedizierte Prozesse retrograd ermittelt und die Verwendung der Anwendung über unterschiedliche Anwender, Standorte oder Zeitpunkte dokumentiert. Die erhobenen Event-Daten bilden die Grundlage für eine Vielzahl von Anwendungsfällen, wie

  1. präzise, datenbasierende Prozessdokumentation mit variablem Abstraktionsgrad vom Entwickler zum Entscheider,
  2. analytisches Process Mining (z. B. Conformance des implementierten Prozesses mit Prozesshandbuch, Einhaltung von Compliance Regeln, KPIs für Process Performance),
  3. Prozessoptimierung mit nachgelagerter, geführter Code-Optimierung durch Verschmelzung von Eventstream und Quellcode,
  4. prozessorientierte Aufwandsabschätzungen für Software-Modernisierungsprojekte,
  5. prozessgestütztes Vorgehen bei der Implementierung von Software-Modernisierungsvorhaben sowie
  6. signifikante Kosteneinsparung durch prozessgetriebene Entwicklung mit hoher Adaptierbarkeit an digitale Herausforderungen von Unternehmen.

Angestrebt werden verschiedene Aufzeichnungsvarianten für Produktivsysteme, die über Konfigurationstabellen gesteuert werden können. Prozessinformationen werden so automatisiert aus bestehenden Softwareinfrastrukturen generiert, wobei der Datenschutz des Nutzers durch technische und organisatorische Maßnahmen gewährleistet wird.
SoftProc ist ein Beispiel für die Förderung des innovativen Mittelstandes. Mit der Initiative „KMU-innovativ“ hat das BMBF eine Überholspur für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eingerichtet. KMU können ihre Projektideen im Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologien jederzeit einreichen und werden durch vereinfachte Förder- und beschleunigte Bewilligungsverfahren bevorzugt gefördert. Ziel ist es, Innovationsrisiken für die KMU abzufedern.

Team

Lisa Arnold
Ulm University, Institute of Databases and Information Systems
Marius Breitmayer
Ulm University, Institute of Databases and Information Systems
Prof. Dr. Manfred Reichert
Ulm University, Institute of Databases and Information Systems

Partner

PITSS GmbH

Förderung

Dauer

2021 - 2023