Tagung Medical Humanities „Lyrik und Medizin“

Krankheit, Schmerz und Sterben zeigen uns über das Leiden hinaus auch die Grenzen der Sprache. Konfrontiert mit eigenem oder fremdem Leid fehlen oft die Worte, um sich anderen mitzuteilen. Die Bedeutung der Literatur lässt sich vor diesem Hintergrund nicht von der Hand weisen, wird doch im ästhetischen Ausdruck das eigentlich Unsagbare sagbar. Das trifft insbesondere auf die Gattung der Lyrik zu: Denn die spezifische Semantik der poetischen Sprache oder das typographische Spiel aus Schrift, Versbruch und Papier machen es möglich, Leidenserfahrungen zumindest zwischen den Zeilen zum Ausdruck zu bringen. Und so finden sich kaum Dichter/-innen, die sich in ihrem Schaffen nicht auch mit medizinischen Themen befasst haben. Exemplarisch sei verwiesen auf das Gedicht „Von unfolgsamen Kranken“ aus Sebastian Brants Das Narrenschiff (1494), auf die Leidensthematik in Andreas Gryphius’ „Tränen in schwerer Krankheit“ (1640) oder die Krankheitsgedichte der an bipolarer affektiver Störung erkrankten Lyrikerin Sylvia Plath (1932–1963). Die Faszination der Dichtung am Gegenstandsbereich der Medizin zeigt sich auch in umgekehrter Weise: So legen Schriften von Dichterärzten wie Justinus Kerner (1786–1862) oder Gottfried Benn (1886–1956) beredtes Zeugnis davon ab, welchen Reiz das poetische Wort auch auf die Medizin ausübt. Dass eine ganze Reihe dieser aus ärztlicher Hand stammenden Gedichte Teil des literarischen Kanons sind, zeigt die literarische Qualität dieser Werke an.

Die hohe Affinität zwischen Literatur und Medizin hat immer wieder auch das Interesse der Wissenschaften geweckt. Besonders zu den verschiedenen Spielformen der Epik liegen bereits wichtige Auseinandersetzungen vor, die der Komplexität ihres Gegenstands sowohl in der Forschungsbreite als auch ‑tiefe gerecht werden. Die spezifische Beziehung zwischen Medizin und Lyrik hat in der Forschung hingegen bisher nur eine Randposition eingenommen. Mit der Tagung soll vor diesem Hintergrund ein wichtiger Schritt getan werden, den Wechselwirkungen zwischen Lyrik und Medizin ein Stück weit näher zu kommen.

 

Veranstalter: Dr. Katharina Fürholzer, Univ.-Prof. Dr. Florian Steger, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE), Universität Ulm

Gefördert mit freundlicher Unterstützung der Ulmer Universitäts-Gesellschaft (UUG)

Ort: Haus der Stadtgeschichte - Schwörhaus, Weinhof 12, 89073 Ulm

Datum: 20.–22.03.2018

Deadline CfP: 10.12.2017

Tagungsprogramm

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Tagungsprogramm Lyrik und Medizin
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