Geflüchtet und krank: Was passiert bei der Ankunft in Deutschland?

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Jeder Mensch hat in Deutschland ein Recht auf medizinische Versorgung. Doch wie wird dieser Anspruch in der Praxis umgesetzt? Und welche Hürden gibt es noch immer? Fragen und Antworten zur medizinischen Versorgung von Migrantinnen und Migranten in Deutschland.

Geflüchtet und krank: Was nun?

Ja, diese Erstuntersuchung ist eine gesetzliche Pflichtuntersuchung. Dadurch sollen ansteckende Krankheiten erkannt und ihre Ausbreitung verhindert werden. Außerdem werden Schutzimpfungen angeboten.

Nein, zunächst nicht. Während der ersten 15 Monate ihres Aufenthalts können sie daher nicht einfach so zum Arzt gehen. Sie brauchen dafür einen Behandlungsschein, den sie unter Angabe ihrer Beschwerden beantragen müssen, zum Beispiel beim Sozialamt. In Notfällen haben Asylsuchende natürlich das Recht, sofort eine niedergelassene Praxis oder ein Krankenhaus aufzusuchen und anschließend einen Berechtigungsschein einzuholen. Einige Bundesländer stellen Asylbewerberinnen und Asylbewerbern zwar sofort eine Gesundheitskarte aus, doch auch diese berechtigt nicht dazu, die vollen Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch zu nehmen.

Nur sehr wenige. Die Leistungen beschränken sich auf die Behandlung von akuten und behandelbaren Krankheiten sowie Schmerzen, dazu gehören zum Beispiel auch Zahnschmerzen. Eine Behandlung für chronische Krankheiten, die sich ohne Therapie verschlimmern würden, kann ebenfalls genehmigt werden. Zudem werden Schwangere und Wöchnerinnen medizinisch versorgt.

Nach 15 Monaten Aufenthalt erhalten alle Asylbewerberinnen und Asylbewerber eine Gesundheitskarte. Damit haben sie den gleichen Zugang zum Gesundheitssystem wie ein Sozialhilfeempfänger.

Besonders weit verbreitet sind psychische Krankheiten. Sie betreffen etwa 40 Prozent aller Geflüchteten. Die meisten von ihnen leiden durch ihre Fluchterfahrung an einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Geflüchtete leiden meist unter genau den gleichen Erkrankungen, wie auch die Bevölkerung in Deutschland. Nur sehr vereinzelt bringen sie seltene Infektionskrankheiten mit, wie Malaria, Tuberkulose oder Lassafieber

Bundesministerium für Gesundheit: Online Ratgeber für Asylsuchende, online abrufbar unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/Ratgeber_Asylsuchende_DE_web.pdf, abgerufen am 25. Februar 2021

Verbraucherzentrale: Medizinische Versorgung von Asylbewerbern, online abrufbar unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/aerzte-und-kliniken/medizinische-versorgung-von-asylbewerbern-12312 abgerufen am 25. Februar 2021

RKI: Epidemiologisches Bulletin 21. September 2015 / Nr. 38, online abrufbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/38_15.pdf?__blob=publicationFile abgerufen am 25. Februar 2021