Projektskizze
Kommunales Krankenhauswesen in der Weimarer Republik.
Gesundheitskonzepte - institutionelle und soziale Netzwerke - Rationalisierungsdiskurse (am Beispiel der Städtischen Krankenanstalten Düsseldorf)
Ausgangspunkt des Dissertationsprojektes ist die rasante Entwicklung der stationären Krankenversorgung im Deutschen Reich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Krankenhausneubauten galten in den prosperierenden Städten über ihre Bedeutung als Einrichtungen der Daseinsvorsorge hinaus als kommunale Prestigeobjekte. Die Institution ist einerseits Teil der städtischen Verwaltung und dieser somit untergeordnet, zugleich aber noch mehr als in anderen öffentlichen Einrichtungen in eine Vielzahl von formellen, aber auch informellen, internen wie externen Beziehungsgeflechten eingebunden.
Der Umbruch im Gesundheitswesen nach dem Ersten Weltkrieg erfasste auch die stationäre Krankenversorgung. Die Kommunen wurden in noch stärkerem Maße die Innovationsträger im Gesundheitswesen. Durch Kommunalisierung des Gesundheitswesen in der Weimarer Republik ist das Kommunale Krankenhauswesen in den 1920er Jahren, so die zentrale These der Untersuchung ganz wesentlich von institutionellen und sozialen Netzwerken geprägt.
Erstens ermöglichte diese Vernetzung es den Kommunen als ein politisches Gegengewicht zu traditionellen staatlichen Institutionen zu agieren. Zweitens implizierte das Paradigma der Sozialhygiene, die einen allumfassenden Zugriff auf die Gesundheit der Menschen von der Geburt bis zum Tod zum Ziel hatte, eine enge Verknüpfung der Akteure im Gesundheitswesens und bedingt eine gewisse Standardisierung, ebenso wie drittens der in den 1920er Jahren in vielen Bereichen allgegenwärtige Rationalisierungsdruck, im Gesundheitswesen vor allem bedingt durch die wirtschaftliche Notlage der Kommunen.
Methodisch ist die Studie im weitesten Sinne an das sozialwissenschaftliche Konzept der Netzwerkanalyse angelehnt. Darüber hinaus werden in Teilbereichen diskursanalytische, institutionenökonomische, bildwissenschaftliche und wissenschaftstheoretische Ansätze angewendet.
Quellenbasis der Untersuchungen sind die umfangreiche zeitgenössische Krankenhausliteratur aus den Bereichen Medizin, Fürsorge, Architektur, Organisation und Verwaltungsrecht, die Fachzeitschriften zum Krankenhauswesen sowie in Auswahl zur Sozialen Hygiene und zum öffentlichen Medizinalwesen. Den Fallstudien werden städtische Aktenüberlieferungen insbesondere aus dem Stadtarchiv Düsseldorf sowie dem Universitätsarchiv der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zugrunde liegen.
Ansprechpartner:
Thorsten Halling, M.A., Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm