Jahresrückblick

An der Universität Ulm geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Ein Meilenstein war die Wahl des neuen Präsidiums. Aber auch sonst gibt es viele Erfolgsgeschichten zu erzählen - vom Studierendenrekord über das 25-jährige Bestehen der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik (und jetzt auch Psychologie) bis zur Titelverteidigung als "beste junge Uni Deutschlands".  An dieser positiven Jahresbilanz haben alle Uni-Mitglieder ihren Anteil - von der Studentin über den Verwaltungsangestellten bis zur Professorin. Im Jahresrückblick finden Sie die Höhepunkte der vergangenen 12 Monate auf einen Blick.

Januar

Prof. Christof Gebhardt, Wissenschaftler am Ulmer Institut für Biophysik, erhält einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats, dotiert mit rund 1,5 Millionen Euro. In seinem Projekt "ChromArch" untersucht er räumliche und zeitliche Ordnungsprinzipien des Erbguts in Chromosomen anhand einzelner Moleküle in lebenden Zellen. Im Zuge der fünfjährigen Förderung will Gebhardt die "Architektur der DNA" vor allem mithilfe der von ihm entwickelten RLS-Mikroskopie ergründen. Mit einem ERC Starting Grant werden hervorragende Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet, die nach der Promotion eine eigene Forschergruppe aufbauen.

Erstmals werden die Forschungs- und Lehrboni Mitte Januar und nicht in der Adventszeit vergeben: Die Chemikerin Dr. Yuzhou Wu vom Institut für Organische Chemie III und Dr. Pietro Silvi, Physiker am Institut für komplexe Quantensysteme, erhalten Forschungsboni. Die Boni über je 10 000 Euro sollen ihnen bei eigenen Forschungsanträgen helfen und werden je hälftig von der Universität und der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) finanziert.
Lehrboni (2000 Euro) gehen an hervorragende Dozenten der vier Fakultäten, vorgeschlagen von Studierenden: Dr. Marc Hänle und Dr. Eva Liebhardt (Innere Medizin I) werden ebenso geehrt wie Dr. Alexander Raschke vom Institut für Programmiermethodik und Compilerbau. Zudem erhalten Prof. Marco Tschapka (Institut für Experimentelle Ökologie) und Dr. Nicole Ratzinger-Sakel vom Institut für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung Lehrboni. Weiterhin werden in der Villa Eberhardt Zertifikate der Hochschuldidaktik vergeben.

An der Universität Ulm forschen drei der einflussreichsten Wissenschaftler in ihrem Fachgebiet. Das ergibt eine Publikationsanalyse des Medienkonzerns Thomson Reuters. Für die Aufstellung wird ermittelt, welche Wissenschaftler besonders oft in Fachbeiträgen zitiert sind. Mit dem Leukämieforscher Prof. Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III, und Seniorprofessor Heiko Braak (Zentrum für Klinische Forschung/Neurologie), der zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson forscht, sind zwei Ulmer Mediziner gelistet. Dazu kommt der Physikprofessor Fedor Jelezko, Leiter des Instituts für Quantenoptik. Jelezko gilt als Experte für Nanodiamanten in der Quantentechnologie. Mit der Ulmer Universität assoziiert und ebenfalls unter den meistzitierten Forschern sind Prof. Jürgen Garche, ehemaliger Leiter des ZSW und außerplanmäßiger Professor an der Uni, sowie Prof. Bruno Scrosati vom Helmholtz Institut Ulm für elektrochemische Energiespeicherung (HIU). Scrosati ist Honorarprofessor an der Uni.

Im Wintersemester 2014/15 werden 93 Studierende mit einem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Die jungen Leistungsträger, die sich durch hervorragende Noten und oft auch soziales Engagement auszeichnen, erhalten 300 Euro monatlich. Dieses Geld stammt zu 50 Prozent von Privatpersonen oder Unternehmen, die andere Hälfte stellt der Bund zur Verfügung. Bei der feierlichen Urkundenübergabe Mitte Januar haben die Stipendiaten teils Gelegenheit, ihre Förderer kennenzulernen.

Die Ulmer Psychologie feiert ihren fünften Geburtstag. Mit 50 Studierenden und drei Lehrenden ist der Bachelorstudiengang 2010 gestartet. Inzwischen zählt das forschungsstarke Institut für Psychologie und Pädagogik mit 700 Bachelor- und Masterstudierenden zu den größten Deutschlands. Schwerpunkte der naturwissenschaftlich ausgerichteten Ulmer Psychologie sind "Mensch-Technik" und "Mensch-Gesundheit". Bei der Jubiläumsfeier erinnert Dekanin Prof. Tina Seufert, die den Studiengang maßgeblich aufgebaut hat, an die Anfangstage und erntet viel Lob für die positive Entwicklung des Instituts. Zuletzt ist eine Heisenberg-Professor (Prof. Christian Montag, Molekulare Psychologie) dazu gekommen.

Februar

Beim Dies academicus lässt Universitätspräsident Prof. Karl Joachim Ebeling die Erfolge der letzten Monate Revue passieren- darunter die Bewilligung des Sonderforschungsbereichs zur Traumaforschung sowie die Übergabe des Helmholtz Instituts Ulm für elektrochemische Energiespeicherung (HIU). Zudem vermeldet er Rekorde bei den Drittmitteln, die auf fast 100 Millionen Euro gestiegen sind, und bei den Studierendenzahlen (rund 10 400).
Es folgt ein Preisregen: Bei der Festveranstaltung wird der Gymnasiallehrer Rudolf Lehn, Gründer des Schülerforschungszentrums Südwürttemberg und Ideengeber des Projektpraktikums im Ulmer Bachelorstudiengang Physik, mit der Universitätsmedaille ausgezeichnet. Der Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft 2014 (8000 Euro) geht an PD Dr. Patrick Schuler, Oberarzt an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Schuler hat mit dem nordamerikanischen Medizintechnikunternehmen "Medrobotics" eine computergesteuerte OP-Endoskopieeinheit entwickelt. Für die Aufklärung des Wirkmechanismus der Arzneistoffe Thalidomid und Lenalidomid erhält weiterhin Dr. Jan Krönke, Arzt und Wissenschaftler an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, den Franziska-Kolb-Preis zur Förderung der Leukämieforschung (8000 Euro). Dr. Michael Lehn vom Institut für Numerische Mathematik wird darüber hinaus für die Verbesserung des Moduls "Scientific Computing" mit dem Lehrpreis über 4000 Euro ausgezeichnet. Die erfolgreiche Forscherin und zweifache Mutter PD Dr. Pamela Fischer-Posovszky beweist, dass Wissenschaft und Familie vereinbar sind. Dafür bekommt die Laborleiterin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin (Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie) den Mileva Einstein-Marić Preis über 2500 Euro. Ebenfalls mit 2500 Euro dotiert ist der Gleichstellungspreis, den die WissenSchaffer erhalten. Diese Studierenden besuchen Schulen und informieren über die Technikfächer. Der Preis für herausragendes studentisches Engagement (500 Euro) geht an den angehenden Ökonomen Julian Latzko. In seiner Antrittsvorlesung stellt darüber hinaus Prof. Thomas Hoffmann, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, das Spektrum seines Fachs vor - von der Allergologie über die interdisziplinäre Schädelbasischirurgie bis zur Krebsheilkunde. 

Als erstes Team in der Geschichte des Carolo-Cups an der TU Braunschweig verteidigen die studentischen Konstrukteure vom Ulmer "Team Spatzenhirn" ihren Titel. Mit ihrem selbststeuernden Modellfahrzeug "Spatz" im Maßstab 1:10 lassen die Ulmer 16 konkurrierende Autos auf dem Rundkurs hinter sich. Mit der Siegprämie über 5000 Euro wollen die angehenden Ingenieure und Informatiker ihr Fahrzeug "Spatz" weiter verbessern. Das zweite Ulmer Team "VehicuUlm", das zum ersten Mal antritt, belegt beim Junior-Cup auf Anhieb den zweiten Platz.

März

Verantwortung für alles oder für nichts? Unter diesem Motto stehen die 8. Ulmer Denkanstöße. Bei der viertägigen Veranstaltung des Humboldt Studienzentrums für Philosophie und Geisteswissenschaften der Uni Ulm, der Stadt Ulm sowie der Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg sprechen Philosophen, Strafrechtler und etwa Unternehmensvertreter aus ihren ureigenen Perspektiven. Den Auftakt im Stadthaus macht Eberhard Stilz, Präsident der Stiftung Weltethos sowie des Staatsgerichtshofs Baden-Württemberg, mit einem Festvortrag über "Selbst- und Weltverantwortung". Ein Publikumsmagnet ist der Tatort-Schauspieler Joe Bausch, der im wahren Leben Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl ist, und aus seinem Buch "Knast" liest. Weiterhin wird das Theaterstück "Selbstlernmodul 6: Jugendgewalt" der Ulmer Regisseurin Barbara Frazier uraufgeführt. Bei den Denkanstößen gesammelte Spenden kommen dem Verein Kulturloge zugute, der weniger begüterten Menschen den Besuch kultureller Veranstaltungen ermöglicht.

Bei der Computermesse CeBIT in Hannover präsentiert der Sonderforschungsbereich/Transregio 62 ("Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme") seine Forschung und daraus hervorgegangene prototypische Companion-Systeme. Im SFB, der an den Universitäten Ulm und Magdeburg angesiedelt ist, arbeiten 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen daran, technische Systeme mit Companion-Eigenschaften wie Individualität, Anpassungsfähigkeit und Vertrauenswürdigkeit auszustatten. In Hannover zeigen die Forscher einen mitdenkenden Verkabelungsassistenten für Heimkinoanlagen sowie ein interaktives Informationsterminal, mit dem junge Nutzer auf "Wissensreise" gehen können. Thema der wichtigen Computermesse ist d!conomy - die digitale Transformation.

April

Mitte April eröffnet die Psychotherapeutische Hochschulambulanz in der Schaffnerstraße. Behandelt werden Erwachsene mit Depressionen, Traumafolgestörungen, anhaltenden Trauerreaktionen sowie Essstörungen in Einzel- und Gruppensitzungen. Schwerpunkt ist die Verhaltenstherapie. Ebenso wichtig wie die Diagnostik und Patientenversorgung ist die Einbindung der Ambulanz in die Forschung und Lehre des Instituts für Psychologie und Pädagogik.

Bei der Hannover Messe zum Leitthema "Integrated Industry - die Zukunft ist vernetzt" ist die Universität Ulm mit drei Exponaten vertreten. Professor Carsten Streb vom Institut für Anorganische Chemie I zeigt einen Korrosionsschutz ("POM-IL") mit Selbstheilungskräften, der Metalle vor schädlichen Umwelteinflüssen bewahrt. Eine Pumpe, die giftige, klebrige oder sterile Flüssigkeiten pulsationsfrei abgibt, hat Stefan Bäder von der Universitätsklinik für Anästhesiologie entwickelt. Für das "große Krabbeln" am Stand der Festo AG sind Ingenieure um Professor Knut Graichen (Institut für Mess-, Regel- und Mikrotechnik) mitverantwortlich. Sie steuern Technik zu den bionischen Ameisen bei, die untereinander kommunizieren und so den Lastentransport organisieren. Aus dieser anspruchsvollen Regelungstechnik lassen sich Schlüsse für "Industrie 4.0" ziehen.

Die Universität Ulm bleibt die beste junge Uni Deutschlands. Im Ranking "THE 100 Under 50" lässt sie weiterhin Hochschulen wie Konstanz, Bremen und Bochum hinter sich.
Im weltweiten Vergleich, der von der schweizerischen École Polytechnique Fédérale de Lausanne" angeführt wird, verbessert sich die Universität Ulm auf Rang 15. Besonders gute Bewertungen erhält sie in den Kategorien "Zitationen", "Drittmittel aus der Industrie" und "Industriekontakte".

Mai

Das "Ulm Laboratory for Economics and Social Sciences" (ULESS) wird feierlich eröffnet. Mit dem neuen Experimentallabor wollen die Ulmer Wirtschaftswissenschaftler dem menschlichen Entscheidungsverhalten auf den Grund gehen und dabei ökonomische Modelle auf den Prüfstand stellen. Geleitet wird das Labor, das zu den größten seiner Art in Deutschland gehört, gemeinschaftlich von Prof. Gerlinde Fellner-Röhling und Prof. Sandra Ludwig.

Doktoranden der Universität Ulm gründen einen der ersten Promovierendenkonvents im Land. Der Konvent, der rechtlich auf dem neuen Landeshochschulgesetz (LHG) basiert, dient sowohl als Plattform für den Erfahrungsaustausch als auch als Interessenvertretung gegenüber Betreuern und der Universität. Zu den wichtigsten Projekten des "ProKo" gehört die Mitarbeit an der neuen Rahmenpromotionsordnung.

Juni

Mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür feiern Ingenieure, Informatiker und Psychologen das 25-jährige Fakultätsjubiläum. Hervorgegangen ist die Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie, die seit 2015 diesen Namen trägt, aus den seit 1989/1990 getrennt bestehenden Fakultäten für Informatik und Ingenieurwissenschaften. Diese wurden 2006 zusammengeführt und nun um das seit 2009 bestehende Institut für Psychologie und Pädagogik erweitert. Nach der offiziellen Jubiläumsfeier nutzen zahlreiche Besucher die Gelegenheit, um über Vorträge, Vorführungen und Mitmachangebote Einblicke in die Arbeit der Forscherinnen und Forscher zu nehmen. Vom U-Boot über Laserdioden, mit einem virtuellen Klavierlehrer und zahlreichen anderen Exponaten präsentiert sich die Fakultät über das volle Spektrum ihrer Forschungstätigkeit.

Die Universität Ulm ist ein "Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen". In dem bundesweiten Wettbewerb, ausgeschrieben unter dem Motto "Stadt, Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt",  schafft es der Sonderforschungsbereich/Transregio 62 "Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme" unter die hundert ausgewählten Projekte. In diesem interdisziplinären SFB forschen seit 2009 über 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Magdeburg. Ihr gemeinsames Ziel: die Entwicklung kognitiver Konzepte und Strategien, um dem Menschen die Nutzung von Technik zu erleichtern. Die Verleihung erfolgt beim "International Symposium on Companion Technology" an der Universität Ulm im September.

Weit über 80 Boote gehen bei der Benefiz-Regatta "Rudern gegen Krebs" an den Start. Der Erlös der Veranstaltung geht wie im Jahr zuvor an das Projekt "Sport und Krebs" der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm. Schirmherren der von Sektionsleiter Prof. Jürgen Steinacker und Stephanie Otto in Ulm ins Leben gerufenen Ruder-Regatta sind Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner. 

Juli

Die Fakultät für Naturwissenschaften verleiht Prof. Klaus Müllen die Ehrendoktorwürde. Der Chemiker gilt als meist zitierter Wissenschaftler seines Faches und hat für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zur organischen Chemie, zur Polymerchemie und den Materialwissenschaften bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Zu seinen Forschungsgebieten gehören funktionale Nanomaterialien, organische Halbleiter sowie Dendrimere und Biohybridmaterialien.

Prof. Karl Joachim Ebeling wird vom finnischen Staatspräsidenten mit dem Komturkreuz des Ordens des Löwen von Finnland ausgezeichnet. Der Universitätspräsident wird damit für seine Verdienste um die Zusammenarbeit der Universitäten Ulm und Oulu geehrt. Seit den 90er Jahren besteht eine enge Partnerschaft zwischen beiden Hochschulstandorten. Während ursprünglich die Elektrotechnik und die Naturwissenschaften im Mittelpunkt der Kooperation standen, hat sich der Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit der Gründung der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin (IGradU) auf die Molekularbiologie und Medizin hin verlagert. Ebeling gilt als Schlüsselfigur in dieser äußerst ertragreichen Partnerschaft. 

Beim 48. Jahrestag ihrer Gründung präsentiert Präsident Prof. Karl Joachim Ebeling die Universität Ulm als attraktive und forschungsstarke Hochschule. Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, widmet sich in seinem Festvortrag den Herausforderungen und Perspektiven der Elektro-Mobilität und prognostiziert dabei sprunghafte Zuwächse bei Batteriespeicherkapazitäten und E-Mobilitätsraten.

Mit der Vergabe von insgesamt acht Promotionspreisen, dotiert mit 1500 Euro, ehrt die Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) den wissenschaftlichen Nachwuchs. Auszeichnungen erhalten dabei Dr. John Gabriel Kauffman, Dr. Stefan Pfattheicher,  Dr. Stephan Fackler, Dr. Vera Gramich, Dr. Lisa-Katharina Maier, Dr. Malte Steiner und Dr. Johannes Rausch. Geehrt wird auch Dr. Florian Schaub für seine Dissertation über die dynamische Privatsphären-Anpassung beim Ubiquitous Computing, die er bei der Festveranstaltung vorstellt.

Mit Antrittsvorlesungen präsentiert sich am Morgen des Jahrestags traditionell die Professorenschaft dem Festpublikum. Prof. Frank Kargl, Leiter des Institutes für Verteilte Systeme, referiert über Datenschutzprobleme in der Elektromobilität und zeigt dabei mögliche Lösungswege auf. Die Leiterin des Instituts für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik, Prof. Simone Sommer, schlägt mit ihrem Vortrag über den Zusammenhang von Umweltveränderungen und Tiergesundheit eine Brücke zwischen Biologie und Medizin. Prof. Meinrad Beer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, widmet sich in seiner Antrittsvorlesung "Röntgens Erbe". Der Mediziner spricht über die vielfältigen Möglichkeiten, die die Radiologie heute bietet - von der Diagnostik bis zur Therapie und der Entwicklung sogenannter Hybridverfahren, die beides miteinander verbinden.

Aus ganz Deutschland sowie aus dem nahen und fernen Ausland reisen über 170 ehemalige Studierende der Universität Ulm und ihre Begleiter an, um gemeinsam an ihrer Alma Mater das 1. Alumni Homecoming zu feiern. Vertreten sind dabei die Abschlussjahrgänge von 1972 bis 2015. Die Alumni lassen dabei nicht nur die alten Zeiten wieder aufleben, sondern sind auch interessiert an Neuigkeiten - vom Forschungsschwerpunkt bis zum Neubau auf dem Campus.

In einer gemeinsamen Sitzung des Universitätsrates und des Senats wird Prof. Michael Weber, Leiter des Instituts für Medieninformatik, mit absoluter Mehrheit zum Präsidenten der Universität Ulm gewählt. Weber wird damit ab dem 1. Oktober die Nachfolge von Prof. Karl Joachim Ebeling antreten. Vorbereitet wurde die Kandidatensuche und Präsidentenwahl durch eine Findungskommission unter der Leitung des Universitätsratsvorsitzenden Dr. Dieter Kurz.

Zum dritten Mal wird der Universität Ulm das Zertifikat "audit familiengerechte hochschule" verliehen. Vergeben wird das familienfreundliche Qualitätssiegel von der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, und zwar für jeweils drei Jahre. Die Uni Ulm überzeugt die Vergabekommission mit einer Vielfalt von Maßnahmen, durch die Uni-Angehörige Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen können.

August

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit zwei Millionen Euro die Ergründung der genetischen und molekularen Ursachen von Herzerkrankungen. Im Rahmen des Juniorverbundes Symbol-HF (Systems Medicine to dissect the Biology of Heart Failure) forschen junge Arbeitsgruppen aus Ulm, Tübingen und Kiel gemeinsam für die Laufzeit von drei Jahren. Die Wissenschaftler arbeiten dabei mit einem "systemmedizinischen Ansatz", der hochmoderne Methoden zur Analyse von Genen, Proteinen und Stoffwechselprozessen mit rechnerbasierten systembiologischen Ansätzen verbindet. Koordiniert wird der interdisziplinäre Verbund aus Naturwissenschaftlern, Medizinern und Informatikern von Juniorprofessor Steffen Just, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Kardiologie an der Uniklinik für Innere Medizin II.

September

Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer besucht das "Zentrum für integrierte Quantenwissenschaft und -technologie" (IQst). Sie spricht mit Wissenschaftlern über Themen wie Technologietransfer, lobt die hervorragende Nachwuchspolitik und zukunftsweisende Ausrichtung des interdisziplinären Forschungsverbunds und besichtigt Experimente zum Auslesen von Quanteninformationen im Labor. 

Für ihre langjährigen Verdienste werden die ZAWiW-Gründerin und langjährige Geschäftsführerin Carmen Stadelhofer und der ehemalige MUZ-Sprecher Prof. Lothar Kinzl mit der Universitätsmedaille geehrt. Stadelhofer setzt sich insbesondere für die Bildung älterer Erwachsener ein und steht für innovative pädagogische Ansätze zum "forschenden Lernen".

Lothar Kinzl, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie Kinzl, engagierte sich viele Jahre lang für das Musische Zentrum. Er prägte zahlreiche Musische Tage, den Skulpturensommer im Botanischen Garten oder das 20-jährige Jubiläum des Kunstpfads. Der Erhalt des MUZ und des Kunstpfads ist Kinzls großes Anliegen. 

Der Kanzler der Universität, Dieter Kaufmann, wird zum Bundessprecher der Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der deutschen Universitäten gewählt. Er vertritt damit bundesweit die Interessen und Anliegen der deutschen Universitätsverwaltungen und deren Leistungsspitzen.

Oktober

Die Uni Ulm startet mit neuem Rekord und neuem Präsidenten ins Wintersemester. Über 2470 junge Menschen beginnen als Neu- oder Ersteinschreiber ein Bachelor- oder Masterstudium oder streben ein Staatsexamen an. Insgesamt studieren damit rund 10 500 angehende Akademiker an der Uni Ulm. Begrüßt werden die Uni-Anfänger vom neuen Präsidenten der Uni, Prof. Michael Weber.

Gleich mehrere neue Masterstudiengänge erweitern mit Beginn des Wintersemesters das Angebot der Uni Ulm. Das Programm "Nachhaltige Unternehmensführung" wird Ende Oktober im Zuge der Hochschultage "Ökosoziale Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit" in Anwesenheit von Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, offiziell eröffnet.

Dazu kommen der englischsprachige Masterstudiengang "Chemical Engineering" und der berufsbegleitende Masterstudiengang "Business Analytics" an der School of Advanced Professional Studies (SAPS). Das gemeinsame Masterprogramm "Computational Science and Engineering" von Uni und Hochschule Ulm wird erfolgreich akkreditiert.

Die Universität Ulm verleiht dem französischen Immunforscher Prof. Alain Fischer die Ehrendoktorwürde der Medizin. Der ehemalige langjährige Direktor einer Forschungsstelle des Nationalen Instituts für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) am renommierten Hôpital Necker-Enfants Malades wird für seine Pionierarbeit bei der Erforschung genetischer Erkrankungen des Immunsystems und der Entwicklung innovativer Therapien geehrt. Seit 2009 ist Professor Fischer Direktor des neugegründeten Instituts für genetische Erkrankungen IMAGINE, das mit dem Hôpital Necker assoziiert ist. Die Pariser Arbeitsgruppe des französischen Mediziners forscht zur Stammzelltransplantation und hat dabei Wegweisendes zur Einführung der Gentherapie geleistet, nicht zuletzt zur Korrektur einer der häufigsten Varianten des so genannten schweren kombinierten Immundefektes (SCID).

Das neue Präsidium um den kürzlich gewählten Präsidenten Prof. Michael Weber ist komplett! Erstmals gehört mit Prof. Irene Bouw eine Frau dem Präsidium an. Sie vertritt als Vizepräsidentin den Bereich Lehre und Internationales. Neuer Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer ist Prof. Joachim Ankerhold (Co-Direktor des Instituts für Komplexe Quantensysteme). Als Vizepräsident für Medizin, Gender und Diversity kehrt Prof. Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin, zurück. Er hatte das Amt bereits von 2010 bis 2014 inne.

Das Team der Hochschulmanager komplettiert qua Amt der Kanzler der Uni, Dieter Kaufmann. Der Betriebswirt ist seit 2005 Leiter der Universitätsverwaltung und trat 2013 seine zweite Amtszeit an.

Beim Empfang der Städte Ulm und Neu-Ulm für ausländische Studierende wird die italienische Psychologiestudentin Sarah Mirabile (Uni Ulm) mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ehrenamtliches Engagement geehrt. Die Studentin unterstützte die Alphabetisierungsklasse der Adalbert-Stifter-Schule bei der Durchführung eines Service-Learning-Projekts. Mit dem zweiten mit 1000 Euro dotierten DAAD-Preis wird die russische Masterabsolventin Daria Evdokimova (Hochschule Neu-Ulm) für ihren Einsatz bei "Ingenieure ohne Grenzen" ausgezeichnet.

Wie sieht die Situation für Nachwuchswissenschaftler an der Uni Ulm aus? Wissenschaftsministerin Theresia Bauer macht sich bei einer Podiumsdiskussion ein Bild und stellt die neuen Möglichkeiten für Doktoranden und andere wissenschaftliche Beschäftige vor, die der Hochschulfinanzierungsvertrag "Perspektive 2020" und die Novelle des Landeshochschulgesetzes verheißen: verlässliche Zukunftsaussichten, keine kurzzeitig befristeten Verträge mehr, gute Arbeitsbedingungen. An der Uni könnte das vor allem verstetigte Stellen, mehr Juniorprofessuren mit Tenure Track und bessere Betreuung dank individueller Vereinbarungen während der Promotionsphase bedeuten.

November

Mit einem Festakt feiert das "Ulmer Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen" (UZWR) sein zehnjähriges Bestehen. Wichtiger Bestandteil des Erfolgskonzepts ist die Kooperation mit der IHK Ulm. Gemeinsam sind über 100 Projekte erfolgreich abgewickelt worden, darunter Lösungen von Festigkeits- und Schwingungsproblemen. Im Festvortrag spricht Professor Wolfgang Ehlers, Präsident der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM), über wissenschaftlich-methodische Herausforderungen des Wissenschaftlichen Rechnens. Professor Heinrich Daembkes von Airbus Defence and Space informiert über Risiken durch Automatisierung und Vernetzung und Dr. Winfried Keiper (Bosch GmbH) über die industriellen Herausforderungen bei der Realisation von Simulationen und Optimierungen. Uni-Präsident Prof. Michael Weber lobt die enge Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft, die einen großen Gewinn sowohl für regionale Unternehmen als auch für die Uni selbst darstelle.

Aus dem "Qualitätspakt Lehre" erhält die Universität Ulm Fördermittel in Millionenhöhe. Das seit 2011 laufende Bund-Länder-Programm zur Verbesserung der Lehre und zur Senkung der Abbrecherquoten in technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern, aber auch in den Lebenswissenschaften, geht nun in die zweite Förderphase (2016-2020). Bewilligt wird auch die Fortführung des UULM PRO MINT & MED-Programms, das insbesondere den Studieneinstieg erleichtern soll. Ergänzt wird das Angebot nun um ein propädeutisches Vorsemester, das Wissenslücken aus der Schule schließt. Neben der Etablierung mehrwöchiger Vorkurse und dem Ausbau von E-Learning-Systemen, werden die erfolgreichen Tutoren-, Mentoren- und Studienlotsenprogramme weitergeführt und ausgebaut, die Internationalisierung über Gastdozenten- und Austauschprogramme vorangetrieben.

Die Universität Ulm trauert um ihren Gründungsprofessor, Altrektor und Ehrenbürger Professor Theodor Fliedner, der am 9. November im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Er gilt als einer der Gründerväter der "Wissenschaftsstadt Ulm" und hat die Entwicklung der Uni durch den initialen Anstoß zur Erweiterung um die Ingenieurwissenschaften und Informatik maßgeblich beeinflusst. Der international renommierte, vielfach hochkarätig ausgezeichnete und hoch angesehene Hämatologe und Strahlenmediziner gilt darüber hinaus als Pionier der Stammzellforschung sowie Wegbereiter der Stammzelltransplantation. Seine wissenschaftlichen Arbeiten trugen entscheidend zur Klärung der grundlegenden Bedeutung blutbildender (hämatopoetischer) Stammzellen bei sowie zur Therapie onkologisch-hämatologischer Erkrankungen und zur Behandlung von Strahlenschäden.

In Form der goldenen Amtskette übergibt der ehemalige Präsident der Universität, Prof. Karl Joachim Ebeling, offiziell das Amt an seinen Nachfolger, Prof. Michael Weber. In einem großen Festakt würdigen die hochrangigen Redner Ebelings Verdienste während seiner zwölfjährigen Amtszeit. Seine Erfolgsbilanz: eine verbesserte internationale Sichtbarkeit der Uni, deutlich über 10 000 Studierende, Bestplatzierungen in internationalen Rankings sowie Drittmittel in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Einig sind sich die Redner, dass auch der neue Mann an der Führungsspitze der Uni die nötigen Voraussetzungen mitbringt, um den Kurs auch in stürmischen Zeiten weiterzuführen und eigene Impulse zu setzen. Neben der Stärkung des Uni-Profils und dem Ausbau der englischsprachigen Studiengänge steht unter anderem auch Erfolg im Wettbewerb um die Einrichtung außeruniversitärer Forschungsinstitute auf der Agenda des neuen Präsidenten.

Die Stammzellforscherin Dr. Maria Carolina Florian von der Abteilung für Molekulare Medizin wird im Zuge des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und erhält eine Nachwuchsgruppe. Anfang des Jahres ist bereits der Krebsforscher Dr. Jan Krönke von der Universitätsklinik für Innere Medizin III mit einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe ausgezeichnet worden.

Dezember

Professorin Johanna Myllyharju erhält die neue Hans Kupczyk-Gastprofessur. Die finnische Molekularbiologin forscht unter anderem zur Rolle der extrazellulären Matrix bei der Embryonalentwicklung sowie zu molekularen "Überlebensstrategien" von Geweben bei Sauerstoffunterversorgung. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist nicht zuletzt für die Traumaforschung der medizinischen Fakultät von großem Interesse. Das BioCenter Oulu, dem sie als Direktorin vorsteht, kooperiert eng mit der Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin an der Uni Ulm. Ihre Zeit in Ulm will Myllyharju auch dazu nutzen, den Austausch zwischen den beiden Forschungseinrichtungen auszubauen sowie ein gemeinsames Masterprogramm voranzubringen.

Die ehrenamtliche Studierenden-Initiative "Medinetz Ulm" wird mit dem Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement bei der Unterstützung von Flüchtlingen ausgezeichnet. Der 2009 gegründete Verein setzt sich für eine verbesserte medizinische Versorgung von Menschen ohne Pass oder Krankenversicherung ein. Bereits seit 2010 bieten die aktiven Mitglieder eine anonyme, kostenlose Sprechstunde an. Behandlungsbedürftige Personen vermitteln sie in ärztliche Behandlung. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde erstmalig vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg vergeben.

Das Land Baden-Württemberg unterstützt den Aufbau eines kooperativen Promotionskollegs der Universität und der Hochschule Ulm. Das gemeinsame Doktorandenprogramm mit Titel "Cognitive Computing in Socio-Technical Systems" hat eine erste Laufzeit von drei Jahren und dient der Entwicklung sogenannter kognitiver Maschinen. Solche selbstlernenden technischen Systeme ermöglichen beispielsweise die Realisierung intelligenter Service-Robotik- und Companion-Systeme, die Dienstleistungen für Menschen erbringen beziehungsweise dem Menschen die Nutzung erleichtern. Gefördert werden über das Promotionskolleg insgesamt 12 Doktoranden-Stellen.

Im Zuge des EU-Projekts HYPERDIAMOND haben Forscher um die Ulmer Professoren Martin Plenio, Tanja Weil, Fedor Jelezko und Volker Rasche 5 Millionen Euro für vier Jahre eingeworben (Ulmer Anteil: etwa 1,6 Mio). Die interdisziplinäre Forschergruppe will vor allem die Magnetresonanztomographie dank hyperpolarisierter Diamanten verbessern - ein milliardenfach stärkeres MRT-Signal ist möglich.


Verantwortlich: Annika Bingmann, Andrea Weber-Tuckermann und Marieke Behnel

Der Jahresrückblick als pdf zum Ausdrucken.