ExperimentiererEI zu Ostern

Prof. Othmar Marti erläutert faszinierende Eigenschaften des Ostereis

Ein Ei gleicht dem anderem. Trotzdem rücken die Schalengebilde pünktlich zu den Feiertagen ins Rampenlicht. Dabei sind die Ostersymbole nicht nur kulturtheoretisch interessant, sondern verfügen über ungewöhnliche, naturwissenschaftlich erklärbare Eigenschaften: Verzichtet man auf rohe Gewalt à la Kolumbus,  lässt sich die Eierschale zum Beispiel kaum mit der bloßen Hand zerdrücken. Warum das so ist, weiß Othmar Marti, Leiter des Instituts für Experimentelle Physik an der Uni Ulm: „Das Ei besteht aus einer dünnen Schale, die Flüssigkeit umschließt. Diese Flüssigkeit ist nicht komprimierbar, deshalb müsste sich das Ei ausbeulen, wenn man es an einer Stelle eindrückt. Anders als etwa bei einem mit Wasser gefüllten Luftballon, verhindert die Architektur des Schalengebildes solche Ausdehnungen.“ Ältere Eier ließen sich leichter zerdrücken. Schließlich verdunste das Wasser im Eiweiß, was die Luftblase im Ei vergrößere.

Um rohe von gekochten Eiern zu unterscheiden, greifen nicht nur Fernsehköche auf einen einfachen Trick zurück: Dreht man gekochte Hühnereier auf einer glatten Oberfläche, werden sie zum „Stehaufkreisel“. Im Gegensatz dazu wabern rohe Eier um ihren Schwerpunkt. Grund dafür ist eine von Mutter Natur eingebaute Federung: „Um das heranwachsende Küken zu schützen, ist der Dotter an zwei Fäden aufgehängt.  Deshalb können Hühner ihr Gelege unversehrt durchs Nest rollen, ohne dass sich Eiweiß- und Eigelb vermischen“,  erklärt der Physiker.  Bei einem zubereiteten Ei ist Reibung für den „Stehaufeffekt“ verantwortlich: Wird ein gekochtes Ei auf einer glatten Oberfläche gedreht, veranlassen kleine Stöße, dass es sich aufstellt. Außerdem wirken Kreiselkräfte auf die Achse des Hühnereis ein und komplettieren den Effekt.  Osterfreunden, die auch über die Feiertage hinaus mit den Schalengebilden experimentieren wollen, legt Marti einen Tipp ans Herz: „Eierfarbe verschließt die Poren und sorgt dafür, dass weniger Keime ins Innere gelangen. So bleiben die Ostereier länger frisch.“

Von Annika Bingmann

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