Forscher, Lehrer und Anwalt der Patienten
Prof. Hermann Heimpel im Alter von 84 Jahren verstorben

Prof. Hermann Heimpel

Professor Hermann Heimpel hat die Ulmer Universitätsmedizin entscheidend geprägt – in Forschung, Lehre und Selbstverwaltung. Am 7. Oktober ist der ehemalige Ärztliche Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III (1969-1996) und frühere Prorektor der Universität im Alter von 84 Jahren gestorben. „Mit großer Betroffenheit haben wir vom Tod Professor Heimpels erfahren. Als Arzt, höchst angesehener Forscher und akademischer Lehrer war er der Universitätsmedizin weit über den Ruhestand hinaus eng verbunden. Nicht nur im Kollegenkreis wurde er aufgrund seiner wissenschaftlichen Reputation sowie seiner menschlichen Qualitäten sehr geschätzt“, sagt Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling. Erst im Mai war der international renommierte Hämatologe und Onkologe vom Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet worden – vor allem für seinen Beitrag zur verbesserten Versorgung von Krebspatienten in Baden-Württemberg, auch durch den Aufbau des Ulmer Tumorzentrums und des Landesbeirats Onkologie.

„Professor  Heimpel war eine großartige Persönlichkeit. Wie kaum ein anderer hat er die Hämatologie und Onkologie in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten geprägt. Er war nicht nur außergewöhnlicher Arzt, neugieriger Wissenschaftler, engagierter Lehrer und universitärer Visionär, sondern vor allem ein wunderbarer Mensch. All dies bis zuletzt für alle die ihn kannten, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Klinik, für seine ehemaligen Schüler und für seine Studenten. Wir alle werden ihn sehr vermissen!“, so Professor Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III und Nachfolger von Hermann Heimpel.

Professor Hermann Heimpel hat Medizin in Göttingen, Heidelberg, Innsbruck und Freiburg studiert. Seine internistische Facharztausbildung absolvierte er in Freiburg bei Professor Ludwig Heilmeyer, dem späteren Gründungsrektor der Uni Ulm. Ihm folgte der mittlerweile habilitierte Hämatologe 1969 an die noch junge Hochschule, wo er der erste Lehrstuhlinhaber und Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III wurde.
Als Wissenschaftler widmete sich Heimpel Bluterkrankungen wie Leukämien und seltenen angeborenen Formen der Blutarmut – etwa Panmyelopathien und Aplastischen Anämien. Gemeinsam mit Dr. Klaus Schwarz vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik hat er zum Beispiel das Gen entdeckt, das bei der Congenitalen Dyserythropoetischen Anämie (CDA) verändert ist. Darüber hinaus trug Heimpel zur besseren Diagnostik und Therapie der Agranulozytose – gekennzeichnet durch Versagenszustände der Blutbildung – und bestimmter Leukämien bei. Weiterhin bemerkenswert: Mit den Professoren Theodor Fliedner und Enno Kleihauer etablierte er die Knochenmarktransplantation in Ulm.

Der Verstorbene war Mitglied in nationalen sowie internationalen Gremien – zu nennen ist etwa der Vorsitz der deutschen Gesellschaft für Hämatologie (1990-1996) – und Herausgeber der Fachzeitschrift „Blut“. Kurzum: Die Leistungsfähigkeit seiner Abteilung ebnete den Weg für die DFG-Forschergruppe experimentelle und klinische Leukämieforschung sowie die Sonderforschungsbereiche „Zellsystemphysiologie“ (112) und „Lympho-Hämopoese“ (322).

Abseits der Forschung war Professor Hermann Heimpel die Patientenorientierung besonders wichtig. Im Alter von über 80 Jahren engagierte er sich als Patienten-Ombudsperson am Universitätsklinikum und hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen der Kranken, die er gegenüber Ärzten und der Klinikverwaltung vertrat. Diese ethische Kompetenz wollte der Hämatologe, der die Medizinische Fakultät in Ulm mit aufgebaut hat und Gründer sowie Vorsitzender der Unterrichtskommission Medizin war, seinen Studierenden vermitteln. Er führte zum Beispiel die Vorlesung „Klinik für Vorkliniker“ mit Patientenvorstellungen ein und gab im Umgang mit Schwerkranken das beste Vorbild ab.  Hermann Heimpel, der von 1970 bis 1982 Studiendekan in der Medizin war, hielt bis ins hohe Alter Vorlesungen für angehende Ärzte.

Beachtlich war auch sein Engagement in der universitären Selbstverwaltung: Von 1983 bis 1985 war Hermann Heimpel Dekan der Medizinischen Fakultät und gehörte dem Senat an, der die Wissenschaftsstadt auf den Weg brachte. Als Prorektor (1989-1991) gestaltete er zudem den Ausbau der Universität entscheidend mit. In diesem Zusammenhang wurde  Heimpel 1997 das Bundesverdienstkreuz verliehen – eine seiner zahlreichen Auszeichnungen.

Professor Hermann Heimpel, der ursprünglich Landarzt werden wollte, war bis  vor kurzem fast täglich im Klinikum anzutreffen. Die Ulmer Universitätsmedizin trauert um einen Arzt, Wissenschaftler und Patientenfreund, der seinesgleichen sucht.

 

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 16. Oktober, um 16:00 Uhr in der Klosterkirche Oberelchingen statt

 

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