Dreifelderwirtschaft

Die Landwirtschaft in Europa war seit dem frühen Mittelalter (ca. 800 n. Chr.) von der traditionellen Dreifelderwirtschaft geprägt. Bei diesem dreijährigen Fruchtwechselsystem folgte auf den Anbau von Winterfrucht im nächsten Jahr die Sommerfrucht und im dritten Jahr blieb das Feld brach liegen, damit die nachhaltige Ertragsfähigkeit des Ackerstandortes erhalten werden konnte. Auf dem Brachfeld und beim Fruchtwechsel wurden die Ackerwildkräuter ("Unkraut") durch Beweidung sowie Pflügen und Eggen zurückgedrängt.

Als Wintergetreide wurde auf der Schwäbischen Alb hauptsächlich Dinkel und als Sommergetreide Hafer angebaut. Gerste und Weizen gab es vor dem 30jährigen Krieg (1618) kaum. Erst mit der Ausdehnung der Bierbrauerei in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der Gerstenanbau beträchtlich erweitert.

Im 18. Jahrhundert setzte sich die erweiterte Dreifelderwirtschaft durch. Auf den Brachflächen wurden zur Grünfuttergewinnung und zur Bodenverbesserung stickstoffanreichernde Schmetterlingsblütler (Rotklee, Luzerne, Esparsette) und Hackfruchtkulturen (z.B. Kartoffeln und Rüben) angebaut. Auf der Ostalb hat der Hackfruchtanbau jedoch nie eine bedeutende Rolle gespielt. Wegen der Armut an Dauergrünland musste hier ein beträchtlicher Teil des Ackerlandes zur Futtergewinnung herangezogen werden, um das Vieh zu ernähren.

Im Botanischen Garten werden Getreidefelder nach der erweiterten Form der Dreifelderwirtschaft bewirtschaftet. Dabei werden entlang eines Ackerrandstreifens über 50 verschiedene Ackerwildkräuter gezeigt, darunter auch viele inzwischen seltene und vom Aussterben bedrohte Arten.

Leinfeld

Der Anbau von Faserlein (Flachs) war bis ins 19. Jahrhundert für die Schwäbische Alb von großer Bedeutung. Im gemäßigt feuchten Klima der Alb wurde ein berühmter, besonders feiner Flachs erzeugt, der nicht nur für den eigenen Bedarf in den Bauernhäusern versponnen und verwoben wurde; er war die Grundlage für ein äußerst leistungsfähiges Hausgewerbe und einen über ganz Europa sich erstreckenden Leinwandhandel, aus dem namentlich die Reichsstadt Ulm ihren sprichwörtlichen Reichtum gezogen hat.