Trauer um Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld

Die Universität Ulm trauert um ihren Ehrenbürger Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld. Der gebürtige Ostpreuße, einer der profiliertesten Wissenschaftler der Universität, ist Ende November im Alter von 88 Jahren verstorben, im Kreise seiner Familie in Ulm.
Ein Jahr nach ihrer Gründung hatte ihn die junge Uni hierher berufen, 1992 ist der auch international überaus geschätzte Lehrstuhlinhaber für Anästhesiologie emeritiert worden, vor 20 Jahren also. Gleichbedeutend mit Ruhestand waren sie zumindest weitgehend nicht. „Herausforderungen sind sein Lebenselixier geblieben“, schrieb sein langjähriger Weggefährte Professor Wolfgang Dick zum 80. Geburtstag des jetzt Verstorbenen in unserem Uni-Magazin.

Bleibende Verdienste nicht nur um die Universität Ulm hatte sich Professor Ahnefeld zu diesem Zeitpunkt schon längst erworben. Um den Erhalt und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald ebenso wie um den Aufbau eines Notfallsystems in Ungarn im Zusammenhang mit einer Kooperation mit der traditionsreichen Semmelweis-Universität Budapest. Beide Universitäten zeichneten ihn denn auch mit der Ehrendoktorwürde aus.

Und natürlich hat er gerade in seiner Wahlheimat unverwechselbare Spuren hinterlassen, mit seinen Aktivitäten im Rettungswesen und in der Notfallmedizin schon früh zur Sichtbarkeit Ulms über nationale Grenzen hinweg beigetragen. Seine bereits seit Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Überlegungen zur Reorganisation der Rettungsdienste, später als bahnbrechendes Konzept anerkannt und umgesetzt, eine Vielzahl an Publikationen  zu dieser Thematik und sein Einsatz für die Aufnahme der Notfallmedizin in die Medizinerausbildung, nicht zu vergessen eine verbesserte Laienausbildung in Erster Hilfe und die Ausbildung von Rettungsdiensten als erste Glieder der so genannten Rettungskette – all das wird auf Dauer mit dem Namen Friedrich Wilhelm Ahnefeld verbunden bleiben.

Auch deswegen, weil sich der ausgewiesene Experte, Autor übrigens zahlreicher Fachbücher und Mitherausgeber mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften, nie auf Ideen und Vorschläge beschränkt hat. Er hat sie konsequent umgesetzt, bis ins Detail geplante Maßnahmen perfekt organisiert. Wolkige Konzepte oder hohle Erklärungen waren ihm fremd, einem „Macher“ im besten Sinne des Wortes, der auf Effizienz setzte, überschaubare Arbeitspapiere und kleine Denkzirkel, „mit ungleich größerem Effekt als voluminöse Verlautbarungen“ (Dick).

Wohl nur so konnte der mit mehreren Ehrenämtern ausgestattete Mediziner die damit verbundenen Aufgaben mit den Pflichten vor Ort so verbinden, dass ihm diese nicht minder geräuschlos von der Hand gingen – den eigenen hohen Ansprüchen ebenso gerecht werdend wie den in ihn gesetzten Erwartungen: Als Chefarzt seiner Abteilung und des Bundewehrkrankenhauses Ulm, als Dekan und als Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums von 1984 bis 1990.

Naheliegend, dass Professor Ahnefelds Fähigkeiten und Leistungen zumindest teilweise auch auf seiner beruflichen Biografie basierten, dem Medizinstudium in Posen und Düsseldorf unter schwierigsten Verhältnissen, Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie im Ruhrgebiet Nachkriegsdeutschlands, später zudem zum Facharzt für Anästhesie an der Universität Mainz, und nicht zuletzt seinen Erfahrungen als Sanitätsoffizier der Bundeswehr.

Erklärbar wird das Lebenswerk des Verstorbenen aber nur in Verbindung mit Eigenschaften, die sich allenfalls bedingt aneignen oder ausbilden lassen: Menschlichkeit, Ausstrahlung, Überzeugungskraft, Führung durch eine natürliche Autorität, Sicherheit und Gelassenheit auch auf schwierigem Terrain.

Die Universität Ulm hat mit ihm eine ihrer markantesten Persönlichkeiten verloren, die Erinnerung an Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld wird bleiben.

Willi Baur