- Eibe
(Taxus baccata)
- Rosafarbene Catharanthe
(Catharanthus roseus)
30. Krebserkrankungen
Die relative Machtlosigkeit gegen die Krebserkrankungen ist Ursache für immer wieder behauptete Wunderwirkungen verschiedenster Mittel, von denen viele pflanzlichen Ursprungs sind. Grundsätzlich sind pflanzliche Arzneimittel, die in der Onkologie eingesetzt werden, nur als Adjuvantien zu betrachten. Ausnahmen sind aber isolierte und zum Teil partialsynthetisch veränderte Zytostatika pflanzlichen Ursprungs. Hier sollen einige Arzneipflanzen kurz vorgestellt werden, bei denen es wissenschaftliche Ansätze für eine Antitumorwirkung gibt.
Als wichtigste Pflanze ist hier die Mistel (Viscum album) aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae) zu nennen. Sie besitzt eine positive Monographie der Kommission E und die in ihr enthaltenen Mistellektine zeigen eine Stimulation des Immunsystems, dadurch eine indirekte tumorhemmende Wirkung und eine Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten. In der anthroposophischen Medizin werden Mistelextrakte als parenterale Anwendungen bei Tumorerkrankungen und in der Phytotherapie zur Palliativtherapie eingesetzt.
Eine weitere wichtige Pflanze ist die Pazifische Eibe (Taxus brevifolia) aus der Familie der Eibengewäschse (Taxaceae), deren Rinde von Herbst bis Frühjahr zur industriellen Taxol- Produktion gesammelt wurde.
Inzwischen wird der Wirkstoff Paclitaxel halbsynthetisch aus der Europäischen Eibe (Taxus baccata) gewonnen. Der zellteilungshemmende Effekt ist synthetischen Zytostatika bei vielen Tumorarten vergleichbar (Mitosehemmstoff mit Bindung an Mikrotubuli). Taxane werden überwiegend bei Tumorarten in der Gynäkologie eingesetzt.
Eine wichtige Rolle in der modernen Onkologie spielen die Vinca-Alkaloide, darunter Vincristin und Vinblastin. Diese Naturstoffe stammen aus der Rosafarbenen Catharanthe (Catharanthus roseus). Sie wirken ebenso hemmend auf die Zellteilung von Tumorzellen (Mitosehemmstoffe mit Bindung an Tubulin) und werden u. a. zur Therapie von Leukämie eingesetzt. Unser heimisches Immergrün (Vinca minor) mit seinem Alkaloid Vincamin gehört zur gleichen Pflanzenfamilie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) und wurde früher bei vaskulärer Demenz und Durchblutungsstörungen am Auge eingesetzt. Heute ist die Anwendung obsolet.