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Ein Forscherleben für die Biomechanik
Prof. Lutz Claes für Lebenswerk ausgezeichnet

Universität Ulm

 

Professor Lutz Claes, der ehemalige Direktor des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik der Ulmer Universitätsmedizin, ist für seine herausragende und jahrzehntelange Forschungsarbeit mit der Huiskes-Medaille der „European Society of Biomechanics“ ausgezeichnet worden. Zu seinen größten Entwicklungen zählt der „Polypin“, ein Knochenfixationsstift, der vom Körper komplett abgebaut wird.

Claes, studierter Maschinenbau-Ingenieur, widmet sich in seiner inzwischen über 40-jährigen Karriere besonders der Frakturheilung sowie der Biomaterial- und Implantatentwicklung. Das von ihm an der Unfallchirurgischen Klinik gegründete Forschungslabor für Experimentelle Traumatologie mündete 1990 in ein eigenständiges Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik mit dem deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Biomechanik. Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik sind Querschnittswissenschaften, die sich dem muskoskeletalen Bewegungsapparat widmen und im Zusammenspiel mit mechanischen Methoden – und inzwischen auch Computer-Modellierungen – die Behandlung von Verletzungen oder Fehlbildungen verbessern wollen.

Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor

Als Lehrstuhlinhaber und Institutsleiter koordinierte Claes ein interdisziplinäres Team aus Ingenieuren, Informatikern, Biologen sowie Human- und Veterinärmedizinern, auf deren Zusammenspiel der Erfolg des Instituts beruht. Neben rund 500 Publikationen entwickelte Claes selbst Implantate, die die Knochenheilung verbessern. Dazu zählt zum Beispiel der „Polypin“, ein Stift zur Befestigung kleiner Knochenfragmente, der nach der Heilung vom Körper abgebaut wird. So entfällt eine weitere Operation, um den Stift wieder zu entfernen. Weitere Erfindungen sind ein externes Fixationssystem oder eine spezielle Schraube zur sicheren Stabilisierung schwacher Wirbelsäulenknochen bei Osteoporose. 2009 wurde Claes emeritiert, er betreut – mit inzwischen 73 Jahren – aber immer noch ein DFG-Projekt sowie Doktoranden und publiziert Forschungsergebnisse.

Die „European Society of Biomechanics“ (ESB) besteht seit 1976 und hat rund 1000 Mitglieder. Ihr Ziel ist es, Forschung, Wissenstransfer und Fortschritt auf dem Gebiet der Biomechanik zu fördern. Die Huiskes-Medaille, benannt nach einem Vorreiter der Biomechanik, wird seit 2012 als höchste Ehrung der Gesellschaft verliehen. Die Auszeichnung von Professor Claes fand kürzlich während des ESB-Kongresses im spanischen Sevilla statt.

 

Text und Medienkontakt: Daniela Stang

Prof. Lutz Claes mit der Huiskes-Medaille der „European Society of Biomechanics“ (Foto: Prof. Lutz Dürselen)