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Ahnefeld-Stiftungsprofessur stärkt Ulmer Notfallmedizin
Universität Ulm feiert Antritt von Professorin Camilla Metelmann

Universität Ulm

Die Ulmer Notfallmedizin genießt weltweites Renommee. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst des Anästhesiologen Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld, der sich international einen Namen gemacht hat als Pionier der Notfallmedizin und des Rettungswesens. In Würdigung seiner Verdienste hat die Stiftung BINZ an der Universität Ulm eine Stiftungsprofessur eingerichtet, auf der seit Anfang März Professorin Camilla Metelmann forscht und lehrt. Gefeiert wurde die Einsetzung der Greifswalder Anästhesiologin und Notfallmedizinerin in der Villa Eberhardt.

Die 37-jährige Medizin-Professorin Camilla Metelmann ist nicht nur eine herausragende Wissenschaftlerin. Die neue Ahnefeld-Stiftungsprofessorin der Universität Ulm hat auch große Erfahrung in der Notfallmedizin: am Boden, in der Luft sowie als Telenotärztin. „Sie forscht zu innovativen Themen wie dem telemedizinischen Notarzteinsatz oder der Smartphone-unterstützten Alarmierung und Wiederbelebung. Sie hat ein Herz für die Lehre und engagiert sich mit viel Ideenreichtum und Einsatz für die Ausbildung des notfallmedizinischen Nachwuchses. Außerdem ist sie bestens vernetzt“, sagte Professorin Bettina Jungwirth auf der Antrittsfeier. Die ärztliche Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, an der die neu eingerichtete Ahnefeld-Stiftungsprofessur angesiedelt ist, stellte Metelmann vor. Die Fachärztin für Anästhesiologie, die an der Universität Greifswald studierte, promovierte und habilitierte, hat das Diplom der Europäischen Fachgesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin erworben.

Zahlreiche Gäste trugen bei der Feier Uniform, allesamt Vertreter von Blaulichtorganisationen wie Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr sowie der Bundeswehr. Denn die enge Zusammenarbeit von Rettungs- und Sicherheitsorganisationen in der Notfallmedizin ist Ulmer Tradition. Wie die sogenannte Rettungskette und der „Ulmer Koffer“ ist die Reorganisation der sektorübergreifenden Zusammenarbeit im Rettungswesen ein Vermächtnis von Professor Friedrich Wilhelm Ahnefeld (geb. 1924). Der 2012 verstorbene Chirurg und Anästhesiologe, der selbst am Uniklinikum Ulm, im Bundeswehrkrankenhaus und beim Deutschen Roten Kreuz dienstlich im Einsatz war, prägt bis heute die Organisation und Arbeit der präklinischen Versorgung in ganz Deutschland.

Die Ahnefeld-Stiftungsprofessur soll die Notfallmedizin nachhaltig fördern

Professor Ahnefeld stand über viele Jahre in persönlichem Kontakt zur Stiftung BINZ, und auch nach seiner Emeritierung blieb er der Stiftung noch lange als Mitglied im Vorstand eng verbunden. Im Gedenken an diesen herausragenden Arzt und Wissenschaftler wurde die nach ihm benannte Stiftungsprofessur an der Universität Ulm geschaffen. „Stiftungskapital ist ja schnell ‚vervespert‘. Daher haben wir uns für diese nachhaltige Lösung entschieden“, erzählte Dr. Hans-Dieter Lippert, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, bei der Veranstaltung. Dank einer Spende konnte die Professur schließlich mit 1,5 Millionen Euro ausgestattet und eingerichtet werden. Die Stiftung BINZ, die sich für die Verbesserung des Rettungswesens und der Notfallmedizin engagiert, wurde 1987 von Elisabeth Lehmann, geborene Binz, und ihrem Ehemann J.C. Ludwig Lehmann auch zum Erhalt der Firma Binz auf Dauer gegründet.

Universitätspräsident Professor Michael Weber dankte bei der Veranstaltung der Stiftung BINZ für ihr Engagement zur Stärkung der Notfallmedizin. Diese käme nicht nur der Universität als Forschungsstandort zugute, sondern auch der Bevölkerung. „Die Stiftungsprofessur ist eine wichtige Schnittstelle zum Bundeswehrkrankenhaus. Ihr Auftrag ist es außerdem, die Notfallmedizin in die Mitte der Gesellschaft zu tragen“, sagte Professor Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm. Medizindekan Professor Thomas Wirth erinnerte an die Zeiten, als für Rettungssanitäter noch keinerlei Qualifikationen vorausgesetzt waren. „Damals wurden vor allem KFZ-Mechaniker eingesetzt, um die Fahrzeuge am Laufen zu halten und die Patienten schnell in die Krankenhäuser zu transportieren“, so Wirth. Doch dank Ahnefeld und der von ihm angestoßenen Professionalisierung der Ausbildung habe sich das entscheidend verändert.

Die Rettungskette ist eine deutsche Erfolgsgeschichte 
Professorin Camilla Metelmann sprach in ihrem Vortrag über die Rettungskette in der modernen Notfallmedizin. Dieses Notfallversorgungsmodell wurde von Ahnefeld in den 1960er Jahren entwickelt und als „Chain of Survival“ auch im angelsächsischen Raum bekannt. „Entscheidend für den Behandlungserfolg von Notfällen ist das gute Zusammenspiel aller Kettenglieder und die Erste Hilfe: Damit haben medizinische Laien, die zufällig am Notfallort sind, eine große Bedeutung“, betonte die Stiftungsprofessorin. Daher sei es von zentraler Bedeutung, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern, sagte die 37-Jährige. Die Ärztin forscht seit Jahren zur Smartphone-basierten Alarmierung und Unterstützung bei der Reanimation. Ein weiteres ihrer Forschungsfelder ist die Telenotfallmedizin, bei der ein Notarzt aus einer Zentrale heraus das Rettungsteam vor Ort über eine telemedizinische Verbindung unterstützt. Der Telenotarzt erhält dabei Informationen durch das Team vor Ort, sieht in Echtzeit die Vitalparameter der Patienten und kann sich bei Bedarf Kamerabilder von der Einsatzstelle schicken lassen. Seit Jahren organisiert Metelmann äußerst medienwirksame Projekte für den Reanimationsunterricht an Schulen und engagiert sich in den Fachgesellschaften für den notfallmedizinischen Nachwuchs.

„Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf“, so Professorin Camilla Metelmann. Schließlich genieße der Standort Ulm einen hervorragenden Ruf in der Trauma- und der Versorgungsforschung. Zudem bieten sich in Ulm perfekte Bedingungen für die zivil-militärische Zusammenarbeit. Mit dem neuen Trainingshospital und dem High-Fidelity-Simulationstraining seien auch die Voraussetzungen für die Ausbildung des Nachwuchses hervorragend.

Die Ahnefeld-Stiftungsprofessur für Notfallmedizin wird zunächst für fünf Jahre eingerichtet. Eine Weiterführung der Professur nach Ablauf der Förderdauer wird evaluiert. 
 

Hintergrund: Die Stiftung BINZ

Die Stiftung BINZ fördert die präklinische Notfallmedizin und das Rettungswesen. Gegründet wurde sie 1987 von den damaligen geschäftsführenden Gesellschaftern der Firma BINZ GmbH & Co. KG, Lorch, Elisabeth Lehmann, geborene Binz, und J.C. Ludwig Lehmann. Das Unternehmen hatte sich über viele Jahre hinweg einen Namen gemacht im Sonderfahrzeugbau für den Rettungsdienst. Als Firmeninhaber stand das Ehepaar Lehmann im ständigen Kontakt mit Notärzten und Rettungssanitätern, mit Hilfsorganisationen und Automobilherstellern. Aus diesen wertvollen Erfahrungen heraus entstand schließlich die Idee zur Stiftungsgründung. Ziel der Stiftung war es von Anfang an, die Firma Binz auf Dauer zu erhalten, aber auch die Notfallmedizin und das Rettungswesen in Deutschland zu unterstützen. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Entwicklung und Verbesserung von Methoden sowie Rettungs- und Hilfsmitteln aus der Notfallmedizin und dem Rettungswesen.


Weitere Informationen: 
Prof. Dr. Camilla Metelmann, Stellvertretende Sektionsleiterin für Notfallmedizin, Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Ulm, E-Mail: camilla.metelmann@uniklinik-ulm.de 
 

Prof. Friedrich Wilhelm Ahnefeld
Der Ulmer Pionier der Notfallmedizin Prof. Friedrich Wilhelm Ahnefeld (1924 - 2012) (Foto: Uni Ulm)
Prof. Bettina Jungwirth stellt die neue Ahnefeld-Stiftungsprofessorin Camilla Metelmann vor
Die Leiterin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Prof. Bettina Jungwirth stellt die neue Ahnefeld-Stiftungsprofessorin Camilla Metelmann vor (Foto: Heiko Grandel / Uni Ulm)
Dr. Hans-Dieter Lippert
Der Vorsitzende des Stiftungsvorstands der BINZ-Stiftung Dr. Hans-Dieter Lippert erinnert in Episoden an den engen Austausch zwischen Prof. Ahnefeld und der Stiftung BINZ (Foto: Heiko Grandel / Uni Ulm)
Prof. Thomas Wirth
Grußwort des Medizindekans Prof. Thomas Wirth im Rittersaal der Villa Eberhardt
Prof. Camilla Metelmann
Prof. Camilla Metelmann, Inhaberin der neuen Stiftungsprofessur für Notfallmedizin, spricht über die von Prof. Friedrich Wilhelm Ahnefeld entwickelte Rettungskette (Foto: Heiko Grandel / Uni Ulm)
Gruppenbild Antrittsfeier Ahnefeld-Professur
v.l. Prof. Michael Weber, Dr. Hans-Dieter Lippert, Prof. Udo X. Kaisers, Prof. Bettina Jungwirth, Ahnefeld-Stiftungsprofessorin Camilla Metelmann, Christa Hohner, Prof. Florian Gebhard und Prof. Thomas Wirth