11. Appetitlosigkeit

Unser Appetit ist, abgesehen von psychischen Einflüssen, abhängig vom Fluss der Verdauungssäfte, der bereits vor der Nahrungsaufnahme beginnt. Was vor der Nahrungsaufnahme den Appetit ausmacht, sorgt danach für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Verdauung.

Der bittere Geschmack vieler Arzneipflanzen, den wir mit speziellen Rezeptoren im hinteren Bereich der Zunge wahrnehmen, regt über einen nervösen Reflex den Speichelfluss sowie die Abscheidung von Säure durch die Magenschleimhaut an. Als Folge davon setzt eine verstärkte Galle- und Fermentbildung in Leber und Bauchspeicheldrüse ein. So werden durch einen bitteren Tee die körperlichen Voraussetzungen für den Appetit und eine gute Verdauung geschaffen.

Gelber Enzian - Gentiana lutea
Gelber Enzian (Gentiana lutea)

Bei den Bittermitteln lassen sich Drogen, die allein durch ihren Gehalt an Bitterstoffen wirken (Amara pura), von solchen unterscheiden, die zusätzlich verdauungsfördernde ätherische Öle (Amara aromatica) enthalten. Erstere werden zur Anregung des Appetits vor dem Essen als Tee getrunken, letztere können zur Förderung der Verdauung auch nach der Mahlzeit genommen werden. Amara aromatica sind Bestandteile von Magenbittern.

Typische Amara pura sind die Wurzel des Gelben Enzians, dem bittersten unserer Bittermittel, das Tausendgüldenkraut und der im Wasser lebende Bitterklee, der wie die Enziane unter Naturschutz steht. Unter den zahlreichen Amara aromatica sei der Wermut hervorgehoben, der Bestandteil der meisten appetitanregenden Teemischungen und natürlich der Wermutweine ist, die als Aperitif serviert werden. Weitere wichtige Amara aromatica sind das Kalmusrhizom, das Benediktenkraut, Schafgarbenkraut, Löwenzahn und Andornkraut.