Feierlicher Stabwechsel an der Universität Ulm
Großer Festakt zur Übergabe des Präsidentenamtes

Mit einem großen Festakt feierte die Universität Ulm die Übergabe des Präsidentenamtes. Bis auf den letzten Platz war der medizinische Hörsaal gefüllt, und viele ließen es sich nicht nehmen, der mehr als zweistündigen Feier stehend beizuwohnen. Auf den vorderen Rängen hatte die Prominenz Platz genommen, darunter hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft, sowie zahlreiche Amts- und Würdenträger anderer Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen des Landes.

Der Vorsitzende des Universitätsrates Professor Dieter Kurz zeigte sich in seiner Begrüßungsrede überwältigt vom großen Andrang. Kurz würdigte die Erfolge von Professor Karl Joachim Ebeling, der nach 12 Jahren als Präsident der Universität Ulm Ende September aus dem Amt geschieden ist. Ebeling habe die Universität auf Erfolgskurs gebracht. Die Bilanz der Uni - deutlich über 10 000 Studierende, Drittmittel von mehr als 100 Millionen Euro und Bestplatzierungen als junge Uni in internationalen Rankings  - könne sich sehen lassen und habe die internationale Sichtbarkeit der Universität weithin verbessert. Zum Dank für die geleisteten Verdienste und als Auszeichnung für seine weitsichtige Amtsführung überreichte der Uniratsvorsitzende dem aus dem Amt des ehemaligen Präsidenten eine Skulptur des Schneiders von Ulm, geschmiedet aus alten Werkzeugen vom Neu-Ulmer Kunstschmied Karl Heinz Teufel.

"Als Mann mit Wirtschaftserfahrung hat Ebeling die Uni auf Wachstumskurs gebracht."

Eine sehr persönliche Rede hielt auch Theresia Bauer, Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Sie würdigte Ebeling in ihrer Ansprache als erfolgreichen Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. "Und wie es sich gehört für einen Mann mit Wirtschaftserfahrung, haben Sie die Universität auf Wachstumskurs gebracht", betonte Bauer. Und zwar sowohl quantitativ als auch qualitativ. Mit einem gewaltigen Kraftakt sei es ihm gelungen, aus den Landesausbauprogrammen Einiges für die Uni Ulm herauszuholen. Die Wissenschaftsministerin würdigte Ebelings Gespür für Zukunftsthemen. So habe er gegen den Trend die Elektrochemie ausgebaut und damit den Grundstein gelegt für den Aufbau eines außeruniversitären Forschungszentrums zur Batterieforschung, dem HIU. Zudem habe Ebeling früh die Bedeutung der wissenschaftlichen Weiterbildung erkannt und die "School of Advanced Professional Studies" (SAPS) auf den Weg gebracht. Richtungsweisend und strategisch weitsichtig waren laut Wissenschaftsministerin auch die enge Zusammenarbeit mit dem Klinikum als auch die Forschungskooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft - wie im Boehringer Ingelheim Ulm University BioCenter (BIU).

"Sie waren für uns aber auch ein wichtiger Begleiter in hochschulpolitischen Fragen", sagte Bauer und bezog sich dabei auf Ebelings Engagement als Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz (LRK) bei der Vorbereitung des Hochschulfinanzierungsgesetzes, das Anfang des Jahres unterzeichnet wurde. Seine persönliche, offene und direkte Art sowie seine Fähigkeit, auf andere zuzugehen und Menschen mitzunehmen, machten ihn zu einem angenehmen und wertvollen Gesprächspartner. "Sie haben sich nicht nur um die Universität Ulm verdient gemacht, sondern - mit Ihrer klugen Wissenschaftspolitik - auch um das Land und die Gesellschaft", versicherte Bauer.

"Mit Nachfolger ist die Uni auch für stürmische Zeiten gerüstet"

An die Adresse des neuen Präsidenten, Professor Michael Weber, sagte Bauer: "Ihre Aufgabe wird es nun sein, die Position der Universität Ulm weiter auszubauen". Ebelings Amtsnachfolger erfülle dafür alle Voraussetzungen. An den Westpfälzer gerichtet - Theresia Bauer stammt gleichfalls aus dieser auch als "Hinterpfalz" bekannten Region - meinte sie: "Ich kenne die Gegend, da kann man einen richtigen Bildungshunger entwickeln". Auch Weber wisse, wie man im Team gut ist. Sie schätze ihn für seine ruhige und freundliche Art, aber auch für seine klaren Worte. "In Stuttgart geht es ab und zu heiß her. Wie Sie wissen, muss Reibung manchmal sein", so Bauer. Doch mit Weber sei die Uni auch für stürmische Zeiten gut gerüstet.

Gönner gratuliert Ebeling für Tritt ans Schienbein

Ivo Gönner - der bald selbst nach 24 Jahren aus dem Amt des Oberbürgermeisters ausscheiden wird - dankte Ebeling in seinem launigen Grußwort für die geleistete "Teamarbeit" und nicht zuletzt für den Tritt ans Schienbein, den dieser mit seinem Erfolg den großen und altehrwürdigen Universitäten im Land verpasst habe. Der Ulmer Oberbürgermeister erinnere sich noch gut daran, wie stark der Gegenwind dieser Unis gegen die Wissenschaftsstadt war.

Professor Hans-Jochen Schiewer, der Karl Joachim Ebeling im Amt des Vorsitzenden der LRK nachgefolgt ist, stellte Ebelings hochschulpolitisches Engagement noch einmal in den Vordergrund. Er und sein Team hätten Hervorragendes geleistet, lobte Schiewer. Mit dem landesweiten Aktionstag Hochschulfinanzierung habe er die Politik für die Belange der Universitäten sensibilisieren können.

Auch der Vorsitzende der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG), Hans Hengartner, dankte Professor Ebeling für seine äußerst erfolgreiche Amtszeit und stellte noch einmal heraus, dass kein Rektorat  zuvor so lange währte, wie die Amtszeit des Physikers.

Mit der Amtskette wird das Präsidentenamt an den Nachfolger übergeben

Am Morgen der Amtsübergabe wurde sie aus dem Bank-Tresor geholt: die Amtskette. Mit 14 Karat Gold (585er) gehört sie in der Tat zu den Pretiosen der Universität. Bevor Professor Karl Joachim Ebeling die Amtskette seinem Nachfolger Professor Michael Weber überreichte, ergriff er selbst noch einmal das Wort. Seine Vorredner hätten das Lob weit übertrieben und die Fehler verschwiegen, so seine humorige Einleitung. Ebeling erinnerte an die großen Umbrüche und Turbulenzen in der Hochschullandschaft, die auch seine Amtszeit geprägt hatten. Er sei sehr froh, dass die Universität mit ihrem fokussierten Fächerspektrum heute so gut da stehe und sich auch international behaupten könne. Gerechtigkeit, Verantwortung und Nachhaltigkeit seien ihm als Leitwerte immer wichtig gewesen. Bei seiner Rückschau auf die letzten 12 Jahre, rief der Physiker noch einmal die wichtigsten Wegmarken und Highlights der universitären Entwicklung in Erinnerung. "Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen!" Mit diesem Cicero-Zitat dankte der ehemalige Präsident allen voran der Landesregierung und dem MWK für die "großzügige Unterstützung", die - wie er wisse - nicht selbstverständlich sei. Sein Dank galt weiter der Stadt Ulm, den Universitätsgremien und der Verwaltung, nicht zuletzt Kanzler Dieter Kaufmann, der UUG und anderen Einrichtungen der Universität für deren Unterstützung sowie seinen ehemaligen Mitarbeitern im Präsidialbüro.

Und für seinen Nachfolger hatte er noch einen Rat: "Zu viel Industrienähe ist für eine Uni nicht gut. Aber ein bisschen Industrie ist gar nicht schlecht!" Schließlich sei die Informatik - diese noch so junge Wissenschaft - in der Industrie entstanden und nicht in academia. "Ich wünsche Ihnen die richtigen Visionen und Entscheidungen, Mut, Kraft und so es sein soll auch Gottes Segen", sprach Ebeling und überreichte seinem Nachfolger die goldene Amtskette.
 
Die Universität als Lebensraum begreifen

Hochdekoriert mit Amtskette ergriff danach der neue Präsident, Professor Michael Weber, das Wort und dankte an erster Stelle dem neuen Präsidium für dessen Unterstützung. Mit seiner Ansprache setzte er erste Akzente für die anstehende Amtszeit. Mit ihrer Prägung durch technische, mathematische und naturwissenschaftliche Fächer und der Medizin habe die Universität ein klares Profil. Um die internationale Sichtbarkeit zu verbessern, müssten vor allem die Forschungserfolge weiter ausgebaut und noch mehr außeruniversitäre Forschungseinrichtungen auf den Eselsberg geholt werden. Und auch die Anstrengungen in der Lehre dürften nicht nachlassen. So müssten die englisch-sprachigen Studiengänge weiter ausgebaut werden. "Wir sollten dabei das Lehrangebot an die Forschungsschwerpunkte anpassen, und auch den Mut haben, nicht nachgefragte Studiengänge wieder aufzugeben", sagte Weber. Zu den Herausforderungen gehörten beispielsweise das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz und die damit verbundenen Probleme wie kurze Projektlaufzeiten. Hier sei Kreativität bei der Umsetzung gefragt. Auch die Personalentwicklung - nicht zuletzt im nicht-wissenschaftlichen Bereich - dürfe nicht vernachlässigt werden. Der neue Präsident will die Universität noch stärker als ganzheitlichen Lebensraum entwickeln - wo nicht nur gearbeitet und studiert wird, sondern eben auch gelebt. Und er machte deutlich, wie wichtig Internationalität und Weltoffenheit für die Wissenschaft sind. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Lassen Sie uns die Herausforderungen gemeinsam anpacken", so sein Schlusswort.Mit einem großen Empfang fand die feierliche Veranstaltung - die musikalisch von einem Streichquartett des Universitätsorchesters begleitet wurde - schließlich im geräumigen Foyer ihren Ausklang.

Fotos: Elvira Eberhardt/kiz

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

Übergabe des Präsidentenamtes am 26. November 2015