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Trauer um Altrektor Professor Theodor Fliedner
Gründungsprofessor und Ehrenbürger der Universität Ulm war
auch Initiator der Wissenschaftsstadt

Ulm University

Die Universität Ulm trauert um ihren Gründungsprofessor, Altrektor und Ehrenbürger Professor Theodor Fliedner. Der am 1. Oktober 1929 in Hamburg geborene Hämatologe und Strahlenmediziner ist am 9. November im Alter von 86 Jahren verstorben. Fliedner war von 1983 bis 1991 Rektor der Universität Ulm und hat deren Aufbau und Weiterentwicklung maßgeblich beeinflusst. Als junger Hochschullehrer gehörte er 1967 als deren jüngster zu den acht Gründungsprofessoren der Universität und führte als Gründungsdekan die damalige Fakultät für Theoretische Medizin.

Der international renommierte und hoch angesehene Wissenschaftler gilt zudem als einer der Gründerväter der "Wissenschaftsstadt Ulm". Er hat den initialen Anstoß zu diesem - später als "Wunder von Ulm" bezeichneten - Erfolgsmodell gegeben. Damit einher ging seine engagierte Initiative zur Erweiterung der Universität Ulm um die Ingenieurwissenschaften und die Informatik Mitte der 80er Jahre, die sich baulich im Gebäude der Uni West niederschlug. "Professor Fliedner hat die positive Entwicklung der Universität entscheidend geprägt. Durch seinen großen Einsatz für die Wissenschaftsstadt Ulm hat er den Ausbau der Universität maßgeblich befördert. Die Universität verliert einen großartigen Hochschullehrer, Denker und Strategen. Sie ist ihm zu höchstem Dank verpflichtet", so Universitätspräsident Professor Michael Weber. Unvergessen bleibt auch sein Engagement für den Erhalt und den Ausbau des Wissenschaftszentrums Schloss Reisensburg, das er als langjähriger Direktor zu einem gefragten Tagungszentrum gedeihen ließ und das ihm dabei fest ans Herz gewachsen ist.

Prof. Fliedner ist einer der Väter der Wissenschaftsstadt

Für seine Verdienste um den Aufbau der Wissenschaftsstadt und den Ausbau der Universität wurde Fliedner mit der Ehrenmedaille der Stadt Ulm (2006) und der Ehrenbürgerwürde der Universität (1998) geehrt. Im Laufe seines akademischen Lebens bekleidete er viele weitere bedeutende Funktionen an seiner Alma Mater, hat aber auch sein Fach und Forschungsgebiet wesentlich mitgeprägt. Der international renommierte Hämatologe und Strahlenmediziner war ein Pionier der Stammzellforschung und hat mit seiner bahnbrechenden Arbeit nicht nur zur Klärung der grundlegenden Bedeutung blutbildender (hämatopoetischer) Stammzellen beigetragen. Er war auch ein Wegbereiter der Stammzelltransplantation und hat mit seiner Forschung einen wichtigen Grundstein zur Therapie onkologisch-hämatologischer Erkrankungen und zur Behandlung von Strahlenschäden gelegt. 1993, wenige Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, wurde ihm von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für fünf Jahre die Leitung ihres höchsten wissenschaftlichen Beratungsgremiums übertragen.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden mit zahlreichen hochkarätigen internationalen Preisen ausgezeichnet. Für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Strahlenhämatologie ehrte ihn 2011 die Stiftung "Deutsche Knochenmarkspenderdatei" (DKMS) mit dem Mechthild-Harf-Wissenschaftspreis und 2013 die Gesellschaft für Stammzellforschung. Fliedner war Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Ehrenmitglied zahlreicher Fachgesellschaften. Aufgrund seiner Exzellenz wurden ihm mehrere Ehrendoktorwürden verliehen. Und bereits 1969 honorierte die Stadt Ulm die wissenschaftlichen Meriten des Mediziners mit dem Wissenschaftspreis.

Professor Theodor Fliedner, der in Heidelberg und Göttingen Medizin studiert hat, forschte und arbeitete danach nicht nur im süddeutschen Raum, sondern verbrachte auch viele Jahre in den USA. Die mehrjährigen Forschungsaufenthalte dort - vornehmlich in den späten 50er Jahren am Brookhaven National Laboratory, New York - haben ihm nicht nur fachliche Impulse gegeben, sondern ihn auch persönlich stark beeinflusst. Fliedner war ein ausgezeichneter und engagierter Wissenschaftler, Mediziner und Hochschullehrer, der auch bei seinen Kollegen hochgeschätzt wurde. Mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner Zielstrebigkeit und visionären Kraft hat er seine Mitmenschen nicht weniger beeindruckt als mit seiner offenen und freundlichen Art, mit der er gerade jüngeren Wissenschaftlern entgegengetreten ist. Als Lebensmotto Fliedners galt der Goethesche Wahlspruch "Es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun". Dass Visionen allein nicht ausreichen, und letztendlich die Tatkraft zählt, galt für ihn in allen Lebensbereichen. 1984 ehrte ihn die Bundesrepublik Deutschland mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

 

Text und Opens external link in new windowMedienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann