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Augenheilkunde:
Novartis-Förderpreis für Ulmer Wissenschaftlerinnen

Ulm University

Dr. Heidrun Deißler, Leiterin des Forschungslabors der Universitäts-Augenklinik Ulm, und Professorin Gabriele Lang, die stellvertretende Direktorin der Klinik, sind mit dem EYEnovative Förderpreis von Novartis für die Augenheilkunde ausgezeichnet worden. Das Preisgeld von

30 000 Euro ist zur Finanzierung eines Forschungsvorhabens vorgesehen, das sich mit Prozessen bei der Entstehung der Diabetischen Retinopathie beschäftigt. Sie gilt in Europa und Nordamerika als häufigste Erblindungsursache bei Menschen zwischen 20 und 65 Jahren. Ausgelöst wird die Erkrankung der Augen-Netzhaut durch die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus.

„Wir wollen mit unserer Arbeit einen der ersten Schritte bei der Entstehung untersuchen“, sagt Heidrun Deißler über das Forschungsprojekt, das dieser Tage angelaufen ist. Vorrangiges Ziel dabei: „Hochrisikopatienten rechtzeitig zu erkennen, bevor es zu klinischen Symptomen kommt.“ Wohl wäre ein grundlegendes Verständnis der ursächlichen Prozesse „auch ein Schritt in Richtung Therapie“, vermutet die Biochemikerin, „aber davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt“. Denn diese Prozesse seien bisher kaum untersucht.

Bekannt indes: „Normalerweise ‚rollen‘ die Lymphozyten ohne Widerstand über die Endothelzellen in den Kapillargefäßen der Netzhaut“, erklärt Dr. Deißler, „bei der Diabetischen Retinopathie aber haften die Lymphozyten an diese Endothelzellen an und es kommt zu Entzündungsreaktionen“. Wobei Endothelzellen als wichtige Bestandteile der Innenbeschichtung von Blutgefäßen mit vielfältigen physiologischen Funktionen gelten.

„Wir wollen jetzt untersuchen, welche Proteine daran beteiligt sind, und ob man Marker entdecken kann, die auf besonders schnell erkrankende Patienten schließen lassen“, so die Forscherin. Zudem könnten die Marker dann auch als Zielmoleküle für eine Therapie dienen. Zurückgreifen kann die Ulmer Forschungsgruppe Heidrun Deißler zufolge dabei auf ein selbst entwickeltes Zellkultursystem, das die klinische Situation sehr gut abbildet und das es so andernorts nicht gibt. Die Basis: Isoliert aus Rinderaugen sind es Zellen aus den Kapillargefäßen der Retina , die bei der Erkrankung betroffen sind, sich durch hohen Zuckergehalt verändern. „Die Zellen unserer Kultur sind frei von anderen Zellen und damit so gut zu untersuchen“, freut sich die Forscherin. Ein willkommener Nebeneffekt: „Wir können damit auch Tierversuche ersetzen.“

Und die Erfolgsaussichten? „Absolute Sicherheit hat man nie bei derartigen Fragestellungen und wir stehen ja mit unserer Arbeit noch am Anfang. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir vorankommen werden.“ Mit ersten Ergebnissen rechnet sie frühestens in zwei Jahren.

Von Willi Baur