Scultetus-Preis für wissenschaftliche Arbeit zur Psychiatriegeschichte
Wahn und Wirklichkeit in der Pflegeanstalt Kaufbeuren

Universität Ulm

Für ihre historische Dissertation erhält Maria Christina Müller den Scultetus-Preis 2018. Die studierte Historikerin und Germanistin hat im Zuge ihrer wissenschaftlichen Arbeit hunderte Krankenakten der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg ausgewertet.

Müller analysiert, welche Wahnvorstellungen in den Akten vermerkt sind und rückt diese in einen Zusammenhang mit den jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Ein Beispiel: Inmitten des Ersten Weltkriegs war ein Patient davon überzeugt, dass die gegnerischen Franzosen Fische als Spione einsetzen. Der Titel der am Lehrstuhl für Bayerische und Schwäbische Staatsgeschichte der Universität Augsburg entstandenen Doktorarbeit: „Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Teufel, Gott und Magnetismus in der Psychiatrie“. Bei der feierlichen Preisverleihung am Donnerstag, 24. Mai, stellt die Nachwuchswissenschaftlerin ihre von der Jury einstimmig als preiswürdig angesehene Doktorarbeit vor.

Die Scultetus-Gesellschaft wurde 1975 von Professor Jörg Vollmar, ehemals Ordinarius der Ulmer Universität für Gefäßchirurgie, gegründet, um die medizinhistorische Forschung in Ulm zu fördern. Zudem sollte an den namensgebenden, akademisch gebildeten Stadtarzt Scultetus erinnert werden, der im 17. Jahrhundert in Ulm wirkte und das erste Chirurgie-Lehrbuch veröffentlichte. Neben öffentlichen Vorträgen wird der mit 1000 Euro dotierte Scultetus-Preis für hervorragende Arbeiten zur Geschichte der Medizin, Chirurgie, Naturwissenschaften und Technik verliehen.
Mittlerweile umfasst der Zweck der Gesellschaft zusätzlich die Förderung  der wissenschaftlichen Arbeit am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Ulm. Dessen Direktor, Professor Florian Steger, steht der Scultetus-Gesellschaft vor.

Termin im Überblick:
Verleihung des Scultetus-Preises
Donnerstag, 24. Mai

18:30 Uhr
Studio der Sparkasse Ulm
Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 2
89073 Ulm

Alle Interessierten sind willkommen!

 

Terminausblick:
Scultetus Lecture 2018

„Die allmähliche Herausbildung des Konzepts von Lichtquanten – eine Fallstudie zur Begriffsbildung in den Naturwissenschaften“

Prof. Dr. Klaus Hentschel, Leiter der Abteilung für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik, Universität Stuttgart
11. Juni 2018, 18:00 Uhr
Villa Eberhardt, Heidenheimer Straße 80, 89085 Ulm