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Lebenslanges Lernen für Ältere im Donauraum
ZAWiW-Projekte wollen Zivilgesellschaften fördern

Universität Ulm

Das Ziel ist ehrgeizig, der Aufwand hoch und die Rahmenbedingungen in den beteiligten Ländern sind höchst unterschiedlich: Mit verschiedenen Projekten will das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm  zum Aufbau einer demokratischen wissensbasierten Zivilgesellschaft im gesamten Donauraum beitragen. Das Werkzeug dabei: Neue Formen lebenslangen Lernens, Bürgerforen in Verbindung mit Internet-Plattformen vor allem, begleitet von wissenschaftlicher Aktionsforschung zu speziellen Fragestellungen in diesem Zusammenhang. „Lebenslanges Lernen und Selbstaktivierung als Teil der Gesundheitsprävention“ etwa. Dieses Projekt hat ZAWiW-Geschäftsführerin Carmen Stadelhofer Ende Mai in Brüssel Vertretern der EU vorgestellt, die bereits laufende Vorhaben mit respektablen Zuschüssen fördert.

„Kann man ältere Menschen aus unterschiedlichen Ländern zur Zusammenarbeit im Rahmen bürgerschaftlicher Teilnahme bringen? Was müssen sie dazu mitbringen, was brauchen sie?“ Antworten unter anderem auf diese Fragen suchen Initiatorin Stadelhofer und ihr Team mit ihren Projekten. Auch mit den seit einigen Monaten aktiven „Donau-Netzwerkern“ („danube networkers at work – danet) zum Beispiel, die hier ihre Interessen artikulieren und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft in der Donauregion definieren sollen. Strukturiert übrigens in vier Themenbereiche: Aktives Altern und Generationensolidarität, Nachhaltigkeit von kulturellem Erbe und nationale wie europäische Identität, Migration als Herausforderung und Minderheiten als Chance sowie Ökologie und Umwelt.

„Wir wollen dazu eine Länder übergreifende Strategie entwickeln, zumindest aber gemeinsame Positionen“, sagt Carmen Stadelhofer und beschreibt den Ablauf: Der Auftakt jeweils mit Bürgerforen vor Ort, um Ideen zu sammeln und diese in der gemeinsamen Diskussion immer weiter zu verdichten. Die daraus resultierenden Empfehlungen sollen dann im Internet kommentiert und weiter bearbeitet werden. Bei einem Seminar im November in Straßburg will man die Ergebnisse zentral auf EU-Ebene vorstellen.

Klingt einfach, ist es freilich nicht. „Das Problem Sprache ist eine echte Herausforderung“, hat die Koordinatorin inzwischen erfahren. Nicht überraschend vor dem Hintergrund: Sechs Länder, fünf Sprachen.

Beteiligt sind nämlich neben dem Ulmer ZAWiW Partner in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Slowenien. Die Lösung: Bei den realen Treffen der jeweiligen Gruppen helfen Übersetzer, der Austausch im Internet erfolgt in Englisch und wird von einer Übersetzungsmaschine unterstützt, mit nicht immer wortgetreuen Formulierungen allerdings. „Aber es funktioniert“, freut sich Stadelhofer, betont: „Wir wollen ja aufzeigen, wie gesellschaftliche Teilhabe mittels der neuen Medien möglich ist. Nicht nur die Inhalte sind wichtig, sondern auch die neuen Formen der Zusammenarbeit.“ In gewisser Weise also ist auch der Weg das Ziel.

Wichtig insofern ebenfalls: Die Multiplikationswirkung der Aktivitäten vor Ort. „Wir kooperieren nur mit Partnern, die eine gute Infrastruktur als weiterbildende Einrichtung aufweisen“, erklärt Carmen Stadelhofer. Schließlich gebe es nur wenige Angebote der Erwachsenenbildung und so gut wie keine im Bereich der Seniorenbildung. „Und das Bild von älteren Menschen dort gleicht dem bei uns in den 1960er-Jahren." Das sei die eine Seite. Die andere: „Bei uns endet die Kenntnis Südosteuropas vielfach in Ungarn“, hat sie erfahren, „es existieren viele falschen Bilder von den Verhältnissen im Donauraum“. In den Ländern Südosteuropas wiederum sollen die Aktivitäten die Bewusstseinsbildung über die Notwendigkeit lebenslanges Lernen fördern. Die dort Beteiligten, Großeltern zumeist, würden die Diskussionen ja auch in die Familien tragen.

Die Entwicklung von Bildungsangeboten für den gesamten Donauraum jedenfalls ist für Carmen Stadelhofer essentiell, nicht zuletzt „mit Blick auf den gewaltigen demografischen Wandel“. Der betreffe alle Donauländer und sei hier sogar noch ausgeprägter als im Rest der EU.

Von Willi Baur

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