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Miteinander reden und voneinander lernen
US-Generalkonsul James Herman zu Besuch

Universität Ulm

Er gehört zu den mächtigsten Männern im diplomatischen Dienst der USA und leitet das weltweit größte amerikanische Konsulat: US-Generalkonsul James W. Herman. Der Karrierediplomat im Range eines gesandten Botschaftsrats war zum Ende des Jubiläumsjahres zu Gast an der Universität Ulm. Seine Mission: die Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Das Motto und zugleich Erfolgsrezept des Generalkonsuls lautet: Miteinander reden und voneinander lernen!

Gut vorbereitet und bester Laune hat er sich an der Universität Ulm mit seinem vierköpfigen Team ganz gezielt über die erfolgreiche Ausbildung in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern informiert. Sein Interesse galt darüber hinaus der Wissenschaftsstadt Ulm und der intensiven Vernetzung universitärer und praxisbezogener Forschung. Auf förmliches Gehabe legte der gebürtige Texaner dabei wenig wert, und statt Krawatte trug er einen Cowboy-Hut.

Die USA zählen nach wie vor zu den wichtigsten Forschungspartnern

Mit großem Interesse und bester Laune - Herman lacht gerne, und er lachte viel bei seinem Besuch in Ulm - folgte er den Ausführungen von Professor Joachim Ankerhold, der als Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer dem US-Amerikaner die Forschungsschwerpunkte und strategischen Entwicklungsziele der Universität Ulm näherbrachte. Ob beim hochautomatisierten Fahren, der Batterie- und Traumaforschung oder bei der Quantentechnologie - immer geht es laut Ankerhold darum, mit international sichtbarer Spitzenforschung globale Herausforderungen der Menschheit zu adressieren. "Und nach wie vor zählen dabei Wissenschaftler aus den USA zu unseren wichtigsten Forschungspartnern", betonte Ankerhold.

 Der hohe Internationalisierungsgrad der Universität Ulm zeige sich zudem in einer Vielzahl englischsprachiger Masterstudiengängen und einem hohen Anteil ausländischer Studierender. Allerdings wagen wenige Studierende aus den USA den Sprung nach Ulm. Die Leiterin des International Office, Daniela Englisch, und ihre Stellvertreterin Brigitte Baur, die den amerikanischen Konsul über studentische Austauchprogramme informierten, hatten auch eine gute Nachricht für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. So machen sich jährlich allein 20 bis 30 Studierende der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften - darunter die Besten ihres Faches - für ein Jahr auf den Weg nach Nordamerika, die meisten davon in Richtung USA.

Beim Thema Intergration kann Deutschland viel von den USA lernen

Großes Interesse zeigte Herman an speziellen Programmen für Geflüchtete. Dabei erfuhr er aus dem International Office, dass hier an der Uni momentan rund 80 Geflüchtete aus dem Irak, Iran, dem Jemen sowie aus Syrien studieren. Wie alle anderen Studierenden aus Nicht-EU-Staaten durchlaufen diese spezielle Vorbereitungskurse der Uni, um sich gezielt auf ein Studium in Deutschland vorzubereiten.  

 Herman lobte in diesem Zusammenhang das deutsche Engagement für Flüchtlinge ausdrücklich und verweist an dieser Stelle auf die Integrationsleistung, die sein Land jedes Jahr erbringe: "Jährlich kommen eine Million Einwanderer in die USA und dazu noch eine halbe Million internationaler Studierender." Er kritisierte das deutsche Zuwanderungsgesetz als viel zu bürokratisch. "Hier können die Deutschen viel von uns lernen. Integration gelingt ab besten über Arbeit", meint der US-Diplomat. Auch Deutschland müsse endlich seine Realität als Einwanderungsland anerkennen, forderte er.

Herman nahm die Stammzell- und Quantenforschung in Augenschein 

 Persönlich Hand anlegen durfte James W. Hermann später bei seinem Besuch im Labor von Professor Hartmut Geiger. Im Institut für Molekulare Medizin konnte der Generalkonsul alte Mäuse in Augenschein nehmen, die den Wissenschaftlern als Alterungsmodelle dienen. Unter den Augen seines siebenköpfigen Trosses - dazu gehörten auch zwei Personenschützer des Landeskriminalamtes Hessen - mikroskopierte er Stammzellen und assistierte dem Stammzellforscher - bekleidet mit einem Paar blauen Laborhandschuhen - bei der Gelelektrophorese, einem speziellen Verfahren zur Aufbereitung von DNA. Im Institut für Quantenoptik händigte PD Dr. Boris Naydenov dem studierten Politikwissenschaftler einen künstlichen Diamanten aus und führte bei grünlich schimmerndem Laserlicht vor, wie sich quantenmechanische Bewegungen durch elektromagnetische Impulse hervorrufen lassen.

Diskussionsfreudig und trinkfest

Und dass James W. Herman nicht nur gut zuhören kann, sondern auch ein äußerst diskussionsfreudiger und trinkfester Gesprächspartner ist, hatte er bereits beim gemeinsamen Abendessen mit dem US-Physiker und Chemienobelpreisträger Professor W.E. Moerner unter Beweis gestellt, an dem auch Präsidiumsmitglieder und Physiker der Universität Ulm teilgenommen hatten. Hermans Landmann Moerner hatte zuvor im Stadthaus die letzte ULM LECTURE im Jubiläumsjahr gehalten. Der Wissenschaftler gilt als einer der weltweiten Wegbereiter der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie. Doch wie man hörte, war noch mehr die US-Politik als die Wissenschaft Gesprächsthema des Abends.

Text: Andrea Weber-Tuckermann

Fotos: Andrea Weber-Tuckermann und Miriam Jaster

Vizepräsident Professor Joachim Ankerhold (rechts) stellt US-Generalkonsul Herman W. James die Universität Ulm vor
Der US-Generalkonsul im Labor von Professor Hartmut Geiger (rechts)
PD. Dr. Boris Naydenov zeigt dem amerikanischen Generalkonsul einen künstlichen Diamanten
Laserlicht im Labor des Instituts für Quantenoptik
Die Ulmer Forscher bringen den Texaner zum Staunen
v.l.: Unipräsident Prof. Weber mit US-Generalkonsul Herman und dem Nobelpreisträger Prof. Moerner (Foto: Miriam Jaster)
Zum Abschluss ein Gruppenbild