Passgenaue Unterstützung beim Studienstart
Ulmer Lehrprojekt PASST! wird mit 615 000 Euro weiter gefördert

Universität Ulm

Der Fachkräftemangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufsfeldern ist groß: Allerdings brechen bis zu 50 Prozent der Anfängerinnen und Anfänger in Fächern wie Physik, Mathematik, Informatik oder Ingenieurwissenschaften ihr Studium in den ersten drei Semestern ab. Oftmals empfinden die angehenden Akademiker die grundständigen Vorlesungen als zu theorielastig, sie fühlen sich vom umfangreichen Lernstoff überfordert und zweifeln letztlich an ihrer Fächerwahl. Im Zuge des Projekts „PASST! Passgenau studieren in Ulm“ macht die Universität Studierenden in der Eingangsphase maßgeschneiderte Unterstützungsangebote. Jetzt hat das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) die Weiterförderung von PASST! mit fast 615 000 Euro im Zuge des Programms „Strukturmodelle in der Studieneingangsphase“ bewilligt.

Wie kann die Universität Ulm Studierende in den ersten beiden Semestern unterstützen und einen vorzeitigen Studienabbruch verhindern? Seit 2016 setzt das
Projekt „PASST! Passgenau Studieren in Ulm“ in dieser kritischen Phase an. Dabei sind die maßgeschneiderten Angebote – vom Tutorium bis zum Praxisprojekt – auf das jeweilige Fach und seine Lernkultur sowie auf die individuellen Vorkenntnisse der Teilnehmenden abgestimmt. Als Zielgruppe haben die Initiatoren nicht nur klassische Erstsemester im Blick, die unmittelbar nach dem Abitur an die Uni Ulm kommen. Auch Studierende mit untypischen Bildungsbiographien, mit Familienpflichten oder etwa Migrationshintergrund, profitieren von den passgenauen Angeboten.

Lernen in der Kleingruppe und Einblicke in die Berufswelt

In der nun bewilligten zweiten Förderphase von PASST! sollen ab 2019 erfolgreiche Angebote verstetigt und ausgebaut werden. In den Fächern Mathematik und Chemie
haben sich zum Beispiel leistungsdifferenzierte Seminar- und Übungsgruppen bewährt: Anhand eines unbenoteten Online-Eingangstests werden Studierende einer Kleingruppe zugeteilt, die ihrem aktuellen Kenntnisstand entspricht. Dazu kommen Beratungsangebote und Online-Tutorien, beispielsweise zu Lernstrategien. Nun soll diese Maßnahme weiter optimiert und auf die Fächer Physik und Biologie übertragen werden. „In Kleingruppen können Studierende ihrem aktuellen Leistungsstand entsprechend bestmöglich unterstützt werden. Auf diese Weise wird eine Unter- oder Überforderung vermieden“, erklärt Dr. Tatjana Spaeth vom Zentrum für Lehrentwicklung der Uni Ulm, das die Maßnahmen in den Fächern didaktisch und organisatorisch begleitet.

Weiterhin haben sich im Rahmen von PASST! Orientierungsangebote zur Lern- und Fachkultur, aber auch zu späteren beruflichen Möglichkeiten bewährt. Denn gerade in den ersten, oft theoretisch ausgerichteten Semestern, kann der Berufswunsch schon einmal aus dem Blick geraten, was sich negativ auf die Studienmotivation auswirkt. Im Zuge des Lehrprojekts werden die angehenden Akademiker mit realistischen Problemen aus der Arbeitswelt konfrontiert: Künftige Elektrotechnik-Ingenieure sollen beispielsweise einen Prototypen bauen und Studierende der Wirtschaftswissenschaften können sich im Unternehmensplanspiel ausprobieren. Zu diesen Praxisangeboten kommen Vorträge, in denen Absolventen fachspezifisch aus ihrem Arbeitsalltag berichten. In Zukunft sollen solche Orientierungsmaßnahmen noch stärker in grundständigen Vorlesungen verankert und erweitert werden. „Bei praxisnahen Aufgaben nehmen wir bewusst in Kauf, dass Studierende der unteren Semester noch nicht alles verstehen. Die erste Förderphase von PASST! hat jedoch gezeigt, dass eine frühzeitige Konfrontation mit praxisnahen Aufgaben die Studierenden sehr motiviert. Auf diese Weise können sie die Bedeutung theoretischer Inhalte für ihre berufliche Zukunft besser einschätzen“, sagt Professor Hermann Schumacher, Ansprechpartner für das Projekt PASST! in der Elektrotechnik.

Studierende fördern und fordern

Insgesamt will das Projekt PASST! Studierende ihren individuellen Voraussetzungen entsprechend fordern und fördern: Sie sollen ebenso aktiv wie eigenverantwortlich lernen und auf diese Weise den Studieneinstieg sowie später den Eintritt in die Berufswelt meistern. „Die zunehmend vielfältigen Bildungsbiographien unserer Studierenden bereichern die Universität Ulm. Diese Diversität stellt Lehrende aber auch vor die Herausforderung, Studienanfänger ihrem Leistungsstand, ihren Zielen und der Lern- und Fachkultur ihres Studienfachs gemäß zu fördern. Dabei ist das Projekt PASST! mit seinen maßgeschneiderten Angeboten ein wichtiger Baustein. Die Weiterförderung durch das MWK ist also eine hervorragende Nachricht“, sagt Professorin Olga Pollatos, Vizepräsidentin der Universität Ulm für Lehre.


Text und <link universitaet hochschulkommunikation presse-und-oeffentlichkeitsarbeit pressestelle _blank external-link-new-window internal link in current>Medienkontakt: Annika Bingmann

Studierende der Wirtschaftswissenschaften beim Unternehmensplanspiel (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)
Prof. Olga Pollatos, Vizepräsidentin für Lehre (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)