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Digitale Didaktik für Profis
800 000 Euro für Masterstudiengang "Instruktionsdesign"

Universität Ulm

Der Einsatz digitaler Medien will gekonnt sein. Dies gilt nicht nur für die Vermittlung von Wissen im Studium, sondern auch vermehrt für die berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildung. Denn für nachhaltige Lernerfolge braucht es ein professionelles Instruktionsdesign, also passende Vermittlungsstrategien und didaktische Methoden. Die School of Advanced Professional Studies (SAPS) der Universität Ulm hat nun gemeinsam mit Lehr- und Lernforschern der Uni beim Bund-Länder-Wettbewerb "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen" 800 000 Euro erhalten, um effiziente Didaktikkonzepte für das lebenslange Lernen zu entwickeln. Mit dem Geld soll an der Uni Ulm ein neuer berufsbegleitender Masterstudiengang "Instruktionsdesign" entwickelt und aufgebaut werden.

 "Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Projektantrag auch in der zweiten Wettbewerbsphase erfolgreich waren. Mit dem neuen Studienangebot zeigt die Uni Ulm, dass sie auch in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung bundesweit hervorragend aufgestellt ist", sagt Professorin Irene Bouw, Vizepräsidentin für Lehre und Internationales an der Universität Ulm. Das Projekt "EffiS - Effizient Interaktiv studieren" läuft bereits seit 2014 an der Universität Ulm. Im Mittelpunkt steht dabei die Erforschung und Optimierung von Instruktionsdesigns für die Arbeit mit Online- und sogenannten Blended-Learning Formaten, einer Mischform aus "digitalen" und klassischen Lehrformen. Der Fokus liegt dabei auf Einsatzbereichen wie dem lebenslangen Lernen. Erste Studienmodule werden bereits seit 2016 an der Uni angeboten; der offizielle Studienstart für den Masterstudiengang "Instruktionsdesign" ist für 2020 geplant.

"Um didaktisch hochwertige Lehr- und Weiterbildungsmittel entwickeln zu können, muss man wissen, wie Lernen überhaupt funktioniert", erklärt Professorin Tina Seufert, Leiterin der Abteilung für Lehr-Lern-Forschung am Institut für Psychologie der Universität Ulm. Eine wichtige Säule des EffiS-Projektes bildet daher der Themenbereich kognitive und motivationale Grundlagen des Lernens. Der zweite Kernbereich widmet sich den Grundlagen des Instruktionsdesigns und der Mediendidaktik. "Einerseits geht es uns darum, zu erforschen, welche allgemeinen und individuellen Faktoren Lernprozesse beeinflussen. Andererseits sollen die gewonnenen Erkenntnisse sogleich in der didaktischen Praxis umgesetzt werden", erläutert Seufert die Doppelstrategie beim Aufbau dieses neuen Masterstudienganges. Abgerundet wird dieses berufsbegleitende Weiterbildungsangebot übrigens mit Fachwissen zu Forschungsmethoden und zum Bildungsmanagement.

Mit spielerische Elementen und Simulationen komplexe Sachverhalte besser verstehen

 Zugeschnitten ist das Studienangebot insbesondere auf Anwendungsfelder im MINT-Bereich, also für Fächer und Themen aus der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der berufliche Weiterbildungsbedarf ist dort enorm, nicht zuletzt aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen. Schon jetzt setzen die Weiterbildungsexperten von der SAPS und die Lehr- und Lernforscher - Stichwort "serious games" - auf den Einsatz von motivationsfördernden spielerischen Elementen, die Informatiker der Uni hierfür entwickelt haben. Spezielle Simulationstechniken aus den Ingenieurswissenschaften helfen den Lernenden dabei, durch die Förderung analytischer und vernetzter Denkprozesse komplexe Sachverhalte besser zu verstehen. Neue Forschungsfragen befassen sich zudem mit sogenannten volitionalen Strategien für das Selbststudium, die den Durchhaltewillen und die Lerndisziplin beim berufsbegleitenden Lernen stärken. Aber auch die Studienzufriedenheit in Online-Kursen, ökonomische und lernpsychologische Effizienzfragen oder der Einsatz von Motivations- und Lernverstärkern in digitalen Medien sollen im Projekt bearbeitet werden.

 "Das klassische Folienkino hat ausgedient. Doch der gekonnte Einsatz digitaler Medien verlangt Kenntnisse, die bei den Fachdozenten meist nicht vorhanden sind. Hier hilft die Unterstützung durch einen professionellen Instruktionsdesigner immens", sagt Professor Hermann Schumacher, wissenschaftlicher Leiter der SAPS. Nicht nur an den Hochschulen oder Weiterbildungseinrichtungen sind solche Didaktikexperten gefragt, sondern vermehrt auch in den Unternehmen selbst. "Das Entwicklungspotential in diesem Bereich ist extrem hoch", so Schumacher.

 

Verbundprojekt "Netzwerk Offene Hochschulen"

Im Rahmen des Verbundprojektes "Netzwerk Offene Hochschulen" war die Ulmer SAPS ebenfalls erfolgreich. "Dieses Projekt bildet für den Bund-Länder-Wettbewerb `Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen´ eine Art Klammer. Das Netzwerk hat eine übergeordnete und koordinierende Funktion für alle im Wettbewerb geförderten Vorhaben", informiert SAPS-Geschäftsführerin Dr. Gabriele Gröger. Gemeinsam mit Partnern aus der federführenden Bauhaus-Universität Weimar und der Universität Oldenburg gelang es den Ulmer Antragstellern hier, weitere 200 000 Euro einzuwerben und die bundesweite Sichtbarkeit als Standort der wissenschaftlichen Weiterbildung zu stärken.

Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann

Die SAPS setzt auf ein „blended learning“-Konzept mit innovativen E-Learning Elementen (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)
Die SAPS bietet Zertifikatskurse und Studienangebote zur berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung (Foto: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)
v.l.: Prof. Hermann Schumacher und Prof. Tina Seufert (Fotos: Elvira Eberhardt / Uni Ulm)