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Verhandlungen zum Hochschulfinanzierungsvertrag
Die Unterfinanzierung von Forschung und Lehre muss beendet werden!

Universität Ulm

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Studierendenzahl an der Universität Ulm verdoppelt. Die Grundfinanzierung der Universität seitens des Landes hält mit dieser Entwicklung jedoch nicht Schritt. Vergleicht man den jährlichen Zuschuss für jeden Studierenden an den baden-württembergischen Universitäten, hat sich dieser seit 1998 um mehr als 25 Prozent pro Kopf verringert – und zwar von 10 610 Euro auf 7890 Euro (2017). Unter Berücksichtigung des aktuellen Geldwerts, beträgt die Finanzierungslücke sogar 3540 Euro (Verringerung um 33 Prozent).

Eine solche Unterfinanzierung geht direkt zu Lasten von Studium und Lehre: Auswirkungen reichen von einer schlechteren Betreuungsrelation von Lehrenden zu Studierenden, bis zu Engpässen bei der aus dem Grundhaushalt finanzierten Forschung. Weiterhin sorgen der Sanierungsstau – das Hauptgebäude der Universität Ulm stammt aus den 1970-er Jahren – steigende Betriebskosten und notwendige Neuerungen, etwa im Zuge der Digitalisierung, für finanzielle Engpässe. Die baden-württembergischen Universitäten und Hochschulen wollen diese Unterfinanzierung nicht länger hinnehmen. Im Zuge der Verhandlungen zum neuen Hochschulfinanzierungvertrag fordern sie die Landesregierung auf, die seit der Jahrtausendwende aufklaffende Finanzierungslücke zu schließen. Der bisherige Hochschulfinanzierungsvertrag läuft 2020 aus. Gleichzeitig verlangt das Finanzministerium Einsparungen im Hochschulbereich.

Universitäten sind Innovationsfabriken im Land

Die baden-württembergischen Universitäten und Hochschulen bilden nicht nur die Fach- und Führungskräfte von morgen aus. Mit ihren Innovationen sind sie maßgeblich für den Wohlstand im Land verantwortlich. Darüber hinaus tragen sie zur Beantwortung drängender Fragen bei – etwa in den Bereichen Klima- und Energieforschung, Mobilität, Digitalisierung oder Gesundheit. „Sollten die Investitionen in die Landesuniversitäten und Hochschulen stagnieren oder sogar gekürzt werden, drohen wir den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren. Auch Studierende und Forschende lassen sich nur dann für ein Studium oder eine Mitarbeit an den baden-württembergischen Universitäten gewinnen, wenn wir ihnen konkurrenzfähige Bedingungen bieten können. Dies gilt insbesondere für internationale Talente“, sagt Professor Michael Weber, Präsident der Universität Ulm.

Daher fordern die Landesuniversitäten eine Fortführung des 2020 auslaufenden Hochschulfinanzierungsvertrags sowie einen jährlichen, auch inflationsbedingten Aufwuchs von drei Prozent. In nächster Zeit bleibt die Studierendenzahl auf hohem Niveau, denn immer mehr Abiturienten nehmen ein Studium auf: In Baden-Württemberg ist die Studierendenzahl in den letzten zehn Jahren um 100 000 gestiegen. Um diesen jungen Menschen eine hochwertige Ausbildung bieten zu können, fordern die Landesuniversitäten, zeitlich begrenzte Ausbauprogramme wie „Hochschule 2012“ in den Grundhaushalt der Hochschulen zu überführen. Weiterhin sollen so genannte Zweitmittel, wie sie im Zuge der Exzellenzinitiative projektbezogen an die Universitäten geflossen sind, verstetigt werden. Denn nur auf diese Weise können Universitäten nachhaltig von Strukturen wie Graduiertenschulen oder Exzellenzclustern profitieren, die mit diesen Mitteln geschaffen wurden.

Mindestens 1000 Euro Zuwachs pro Studierendem gefordert

Zudem setzen sich die Landeshochschulen insbesondere für eine einmalige Erhöhung der Grundfinanzierung pro Studierendem um mindestens 1000 Euro ein. Denn auch an der Universität Ulm haben Einsparungen bereits zu Qualitätseinbußen in der Lehre geführt: Aufgrund finanzieller Engpässe mussten beispielsweise naturwissenschaftliche Praktika verkürzt und Betreuungspersonal reduziert werden. Und dies, obwohl der Fachkräftemangel vor allem in den Natur- und Technikwissenschaften anhält.

Kurzum: In Forschung und Studierendenausbildung stellen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer höhere Ansprüche an die Landeshochschulen. Doch um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden und um strategiefähig zu bleiben, muss die Unterfinanzierung der Universitäten beendet werden! „An der Universität Ulm sind wir fest davon überzeugt, dass der Schlüssel zu einer positiven Entwicklung unseres Landes in der bestmöglichen Ausbildung unserer Studierenden und in der Forschung zum Wohle unserer Gesellschaft liegt. Daher kämpfen die Landesuniversitäten gemeinsam für eine angemessene Hochschulfinanzierung“, bekräftigt Universitätspräsident Weber.
Positiv sei immerhin zu bewerten, dass Bund und Länder bereits im Juni den Rahmen für Bundeszuschüsse zur Verbesserung der Hochschulfinanzierung gesteckt haben. Die genaue Umsetzung in den Ländern ist allerdings noch offen.

Text und Medienkontakt: Annika Bingmann

 

Der Ulmer Universitätspräsident Prof. Michael Weber fordert, die Unterfinanzierung der Landesuniversitäten und Hochschulen zu beenden (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)
„No science, no future: Unter diesem Motto machen die Landesuniversitäten auf ihre angespannte Finanzsituation aufmerksam