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Alfred-Krupp Förderpreis 2007 für Birgit Liss

Universität Ulm

Biochemikerin und Physiologin der Universität Ulm erforscht Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Parkinson-Krankheit.

Essen, 27. Juni 2007. – Die Biochemikerin Dr. Birgit Liss, Professorin für Allgemeine Physiologie an der Universität Ulm, ist die Trägerin des Alfried Krupp-Förderpreises für junge Hochschullehrer 2007. Das Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung entschied sich einstimmig für die junge Professorin, die sich damit gegen 38 weitere Kandidaten durchsetzte.

Birgit Liss hat sich in Deutschland und Großbritannien bereits in jungen Jahren einen hervorragenden Ruf auf dem Forschungsgebiet der dopaminproduzierenden Neuronen und der Parkinson-Krankheit erworben.

Die Parkinson-Krankheit, auch als Schüttellähmung bezeichnet, ist die zweithäufigste sogenannte neurodegenerative Erkrankung, an der allein in Deutschland mehr als 200.000 Menschen leiden. Da ihre Ursache immer noch weitgehend unklar ist, können bislang nur die Krankheitssymptome wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Zittern behandelt werden. Wenn diese erstmals auftreten, hat der Krankheitsprozeß schon über Jahre seinen Lauf genommen und dazu geführt, daß eine wachsende Zahl von Nervenzellen in einem speziellen Bereich des Mittelhirns abgestorben ist. Im gesunden Körper hilft der von diesen Nervenzellen freigesetzte Botenstoff Dopamin, die Bewegungen des menschlichen Körpers auszuwählen und zu steuern.

Allerdings sterben nicht alle dopaminproduzierenden Nervenzellen im Verlauf der Parkinson-Krankheit ab: Einige dieser Neuronen scheinen resistenter zu sein als andere und überleben daher den fortschreitenden Krankheitsprozeß. Hier setzen Birgit Liss und ihr Team mit ihrer Forschung an. Sie fahnden mit einer besonderen Kombination von elektrophysiologischen und molekular-biologischen Einzelzell-Techniken nach den funktionellen und genetischen Ursachen für das unterschiedliche Schicksal der dopaminproduzierenden Nervenzellen. Die molekular definierten Unterschiede zwischen den absterbenden und den überlebenden dopaminproduzierenden Neuronen bieten neue Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien zum Schutz der Nervenzellen, die zum Ziel haben, den Krankheitsprozeß zu verlangsamen oder sogar aufzuhalten.

Birgit Liss (36) wurde 1999 von der Universität Hamburg im Fach Biochemie/Molekularbiologie promoviert. Sie ging danach für vier Jahre an die Universität Oxford (England), um ihre Forschungen intensiv weiter zu betreiben. Dort wurde sie mit einem der wichtigsten Nachwuchspreise der Royal Society ausgezeichnet, dem Dorothy Hodgkin Research Fellowship, der ihr eine frühe wissenschaftliche Unabhängigkeit ermöglichte. 2002 wurde sie auf eine Juniorprofessur für Molekulare Neurophysiologie an die Philipps Universität Marburg berufen. Im April dieses Jahres folgte sie einem Ruf auf eine Professur für Allgemeine Physiologie an die Universität Ulm.

Birgit Liss hat ihre Forschungsergebnisse in den international führenden Fachzeitschriften veröffentlicht und bereits zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten. Mit dem Alfried Krupp-Förderpreis erhält sie nun den am höchsten dotierten Preis für Nachwuchsforscher in den Natur- und Ingenieurwissenschaften an deutschen Universitäten.

Der Förderpreis wurde 1986 ins Leben gerufen und bisher an 28 herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vergeben. Die mit 1 Mio. € dotierte Auszeichnung ist auf fünf Jahre angelegt und soll die Preisträger – herausragend qualifizierte Inhaber einer Erstprofessur an einer deutschen Hochschule – in die Lage versetzen, sich unabhängig von öffentlichen Geldern ein verbessertes Arbeitsumfeld zu schaffen und damit ihre Arbeit in Forschung und Lehre voranzutreiben.