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Karl-Steinbuch-Stipendien für Ulmer Informatikstudenten:
Informationstechnik trifft Medizin und Wirtschaftswissenschaften

Universität Ulm

Großer Erfolg für die Ulmer Informatik: Die Masterstudenten Florian Schmid und Johannes Schobel sind kürzlich mit dem Karl-Steinbuch-Stipendium ausgezeichnet worden. Schmid hat den mit 10 000 Euro dotierten Preis für sein Projekt „Transduktive Lernverfahren zur Analyse molekularmedizinischer Daten“ erhalten. Johannes Schobel wurde für sein Projekt „Prospektive Eingriffe in Geschäftsprozesse durch Business Process Intelligence“ ausgezeichnet. Dank der Unterstützung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG Stiftung) können sich die Stipendiaten neben dem Studium auf ihre Forschungsarbeit konzentrieren.

In seinem Projekt am Institut für Neuroinformatik forscht Schmid zur Kategorisierung der Genexpressionsprofile von Krebspatienten in verschiedene Tumorklassen. Zur computergestützten Einordnung entsprechender Datensätze werden bisher Algorithmen verwendet, die Klassifikationsvorschriften aufstellen und so neue Daten einer Kategorie zuordnen. Das Problem: Daten, die noch nicht klassifiziert sind, können nicht zur Auswertung  herangezogen werden. Gerade in Forschungsbereichen wie der molekularen Medizin, in denen typischerweise nur wenige Beispiele  zur Verfügung stehen, gehen also wichtige Informationen verloren. In seinem Projekt erforscht der 24-Jährige jetzt transduktive Lernverfahren, mit deren Hilfe auch noch nicht klassifizierte Daten für die Auswertung verwendet werden sollen. „Durch transduktive Verfahren können wir auch Datensätze einbeziehen, für die die Diagnose noch nicht abgeschlossen ist“, erklärt Schmids Betreuer PD Dr. Hans Kestler. Schmid ist bereits der vierte Student aus der Arbeitsgruppe Bioinformatik und Systembiologie, der ein Karl-Steinbuch-Stipendium erhält.

 Der angehende Doktorand Johannes Schobel  will Echtzeit-Analysen von Unternehmensprozessen und -daten ermöglichen. Bisher werden Geschäfts- oder etwa medizinische Behandlungsprozesse lediglich im Nachhinein rechnergestützt ausgewertet. Eine zeitnahe Korrektur von Problemen wie einem Ressourcen-Engpass ist oft nicht möglich.
Mit Schobels „Werkzeug“ soll in Zukunft frühzeitig erkannt werden, ob etwa Liefertermine und kalkulierte Produktpreise eingehalten werden können. „Intelligente Echtzeitanalysen von Unternehmensprozessen ermöglichen es, automatisch Schwierigkeiten zu erkennen und mit vorherigen  Prozessausführungen zu vergleichen", betonen Schobels Betreuer am Institut für Datenbanken und Informationssysteme, Professor Manfred Reichert und Jens Kolb. Data-Mining und statistische Verfahren machen es möglich. Weiterhin soll das innovative System Handlungsanweisungen geben können.

Bei einem Festakt in Stuttgart haben Staatssekretär Jürgen Walter, Klaus Haasis, Geschäftsführer der MFG Stiftung, und Hans-Günter Hohmann (Vorstand bwcon:) 21 Nachwuchswissenschaftler mit Steinbuch-Stipendien ausgezeichnet. Die seit 2004 vergebene Förderung soll kreative Projekte fördern, die Informatik und Medien mit weiteren Forschungsbereichen verbinden.

Von Annika Bingmann